Sonntag, 8. August 2010

An der afghanischen Grenze entlang durch den Zor Kul Nationalpark

Engstelle des Pamirflusses
Flachstück
Auf dem Weg nach Khargush
Wieder eine kurze Engstelle
Bewölkung nimmt zu
Die einzige Brücke auf der afghanischen Seite
Wir wollen heute noch nach Khargush, unser Permit für den Nationalpark hätte gestern zwar begonnen, aber wir haben einen genügend langen Zeitraum eintragen lassen. Den kommenden Abschnitt bis Khargush kenne ich bereits vom letzten Jahr. Wie da auch zieht es sich noch ziemlich nach Khargush. Leider lässt sich auch kein Kamel blicken. Dafür ist heute doch ein bisschen Verkehr, fast zeitgleich passieren zwei Jeeps jeweils in Gegenrichtung unsere Position. Sie sind voller Backpacker, die wohl von Murghab nach Ishkashim und umgekehrt unterwegs sind. Kurz vor Khragush kommt noch ein ziemlich fertiger zürcher Minibus vorbei. Die Kerle sind im Stress, da einer von ihnen ein Billet nach New York hat, und daher bald in Bishkek sein muss. An der Schranke beim Posten Khargush treffen wir sie wieder. Zwischenzeitlich ziehen immer dunklere Wolken zu unserer Linken auf, in den Bergen dürfte es jetzt ziemlich schütten. In leichtem Regen erreichen wir den Posten Khargush. Wir sind schon gespannt, ob alles klappt. Bei den Zürchern scheint es etwas zu haken, die Soldaten wollen irgendwelche Unterlagen sehen, die wir nicht genau ausmachen können. Nach einer Zigarette und einem Blick ins Auto können die Zürcher jedoch weiterfahren. Auch bei uns dauert es etwas. Erst werden die Pässe und der GBAO-Permit begutachtet, dann kommt der Soldat zu unserem Permit und schüttelt gleich einmal den Kopf. Anscheinend passt der Permit ihm nicht. Ich stelle mich schon mal auf eine lange Diskussion ein, die leider nichts einbringt. Wir verlangen den Kommandanten, der dann auch geholt wird. Nachdem der Kommandant wohl nicht verfügbar ist, kommt ein Stellvertreter. Das dauert, da hier noch alles per pedes gemacht wird, eigentlich hätten sie ja auch funken können.
Kopfsteinpflaster
Kurz vor Khargush
Geschafft, Khargush erfolgreich passiert
Zeltplatz 3 km hinter Khargush unter der Hochspannungsleitung
Dem Komandanten lege ich wieder klar dar, warum wir in den Nationalpark dürfen, wir haben ja das geforderte Permit und letztes Jahr wäre es auch nur daran gescheitert. Aber er schmettert uns noch ein "pogranitschnaja zona" entgegen, dafür bräuchte es nochmal ein spezielles Borderpermit aus Ishkashim. Auch wenn ich letztes Jahr mit dem Offizier der Grenztruppen aus Ishkashim gegessen habe, bringt das jetzt keine Pluspunkte. Erst wo ich sage, dass da schon ein Kollege durch den Nationalpark durch ist, kommt ein Stimmungswandel rein. Stimmt meint der Soldat, gestern ist ja auch so ein Radler durch. Es scheint also doch einen Ausweg zu geben. Er faselt etwas von Geld und einem Bürger, der das sehen will. Jetzt dürfen wir ihm erst einmal folgen. Ich bereite mich schon mal auf eine Bestechung vor, zuerst werden wir noch einem Mann in Zivil vorgestellt, der sich unser Permit anschaut. Anscheinend ist er für den Nationalpark zuständig. Da er nichts zu beanstanden hat, dürfen wir weiter und der Offizier verabschiedet sich schon. Er meint, es kommt noch ein Posten, dem sollen wir sagen, dass alles Ok ist mit dem Pogranitschnaja Permit, das hätte Khargush so festgestellt. Etwas ungläubig, dass das nun doch schon alles war, machen wir uns langsam auf der guten Piste auf. Allerdings nur noch 3 km, da es schon spät ist und der Matspass doch mehr geschlaucht hatte, als erwartet. Da der Offizier uns nicht genau gesagt hat, wo der zweite Posten ist, vermuten wir nun nach fast jeder Kurve so einen Posten. Für das Zelt haben wir wieder beliebig viel Platz zum Aufstellen. Mitten in der Nacht kommen dann noch einige Militärfahrzeuge vorbei, obwohl sie uns bemerken hupen sie nur kurz und fahren weiter, als Nachzügler kommt 10 Minuten später noch ein Bagger vorbei.
Feuchte Angelegenheit
Wo kommt nur das ganze Wasser her?
Vom Schnee (Blick in die Wakhan Range)
Passable Piste
weite Ebenen
In der Früh geht es erwartungsfroh weiter, vom Zor Kul-Nationalpark wissen wir ja nicht sehr viel. Es geht relativ flach weiter, das Tal ist weniger eingeschnitten und deutlich grüner als vor Khargush. Die Piste ist auch nicht viel schlechter geworden, nur ab und an steht etwas viel Wasser drauf. Auf meinem GPS habe ich noch ein paar Punkte aus Google Earth, welche ich als Posten identifiziert hatte, sie entpuppen sich meist als aufgelassene Schäferhütten. Wir merken heute noch etwas den gestrigen Tag, deshalb gibt es eine besonders lange Mittagspause inklusive Grossreinigung im Panj. Da der Untergrund jedoch so schlammig ist, versuche ich die Wäsche von einem Grasspolster und einem dicken Stein aus zu machen. Die Ketten auf der afghanischen Seite werden immer interessanter, teilweise gibt es grössere Seitentäler dort, nur Bevölkerung ist dort nicht zu sehen. Nur auf unserer Seite tauchen ab und an ein paar Hirten auf, einmal ziehen sie ein armes Jak hinter sich her, das sich ziemlich dagegen sträubt. Nach der Pause geht es mit frischeren Kräften weiter, die Piste bleibt erst einmal gut, in ein paar Kilometern erwarte ich mal wieder den zweiten Posten, der entpuppt sich jedoch als aufgelassene alte Kaserne, die nun von Hirten benutzt wird. Davor gibt es noch eine kleine Flussquerung, da die Bücke kaputt ist. Kleine Flüsse sind im Zor Kul Park überhaupt relativ häufig zu queren, sie waren aber nie zu wasserreich oder reissend. Interessant ist auch hier, dass die Stromleitung von Khargush her weitergeht, hier unzählige Kilometer in der Wildniss geführt, nur um am Ende den zweiten Posten zu versorgen.
verfallender Hirtenposten
Yak-Transport
so schön grün
ruhiger Fluss
Piste verlässt kurz das Tal
und kommt wieder zurück
Waschzeit
am ruhigen Pamirfluss
MaulaufreisserNur kleine Flüsschen zum Queren
Nach dem vermeintlichen Posten machen wir nochmals Pause. Dabei passiert uns eine ganze Herde Esel. Nun gibt es an der Piste vermehrt Abzweiger, die meisten Seitenwege dürften wieder zusammenführen, es ist wohl die Frage ob man relativ weit oben queren will, oder etwas näher am Zor Kul, direkt am Zor Kul gibt es wohl keine benützte Trasse. Nach einer Bachquerung folgen wir direkteren Spuren, die aber immer schwächer werden, bis wir nur noch den Spuren eines einzelnen Fahrzeugs nachfahren, es hat allerdings noch Zeichen einer ehedem geschobenen Piste. Nach ein paar Kilometern kommt aber auch der Pistenhauptstrang wieder zu uns. Nachdem es nun schon spät geworden ist, stellen wir unser Zelt am nächsten Bach auf, dort stehen auch Hinterlassenschaften von Hirten herum, die Weide hier wurde dem Tierkot zu folgen erst vor kurzem benützt. Ein super Panorama auf den Zor Kul hat es hier. Die Abendstimmung ist genial, es hat zwar einige Wolken am Himmel, aber die Sonne kommt auch noch durch, das gibt inklusive der afghanischen Bergketten eine einzigartige Stimmung. Die Wolken vor uns scheinen aber ordentlich Regen zu bringen, so wie die Fallstreifen aussehen.
Es geht genial am Fluss entlang weiter
Mittlerweile manchmal weniger Spuren
Immer wieder eindrucksvoll, der Blick rüber zu den afghanischen Bergen
Besuch
Ein Steinmännlein steht im Walde..
Zor Kul!
Der See bleibt in der Ferne
hier geht es weglos weiter
eine vereinzelte Jeepspur weist die Richtung
Schauspiel kündigt sich an
Abendstimmung I
Abendstimmung II
Abendstimmung III
Abendstimmung IV
Abendstimmung V
Am nächsten Tag sollten wir leider wieder aus dem Park herausfahren. Aber das geht nur, wenn endlich auch mal der Militärposten kommt. Es geht aber erst einmal flach hügelig weiter, heute kommen wir an einigen Hirtenunterkünften vorbei. An einer erkundige ich mich nach dem Posten, der soll noch gut 10 km weg sein, aber "Soldati netu", die Soldaten sind ausgeflogen. Das war wohl der Konvoi, der uns am ersten Abend bei Khargush passiert hat. Das sind ja super News, ich hinterlasse dem Hirten gleich noch ein paar Zigaretten, die brauchen wir dann ja gar nicht mehr.
Morgenstimmung
Fussgängerbrücke
verhangener Tag
Holper holper, die Piste wird kleiner
Kühles Wetter
Etwas morastig
Die Stimmung heute ist eher dunkel, es drücken sehr viele Wolken rein, die Sonne hat wohl nur im Westen eine Chance. Nach dem in der Tat verlassenen Posten fängt es auch zu tröpfeln an. Der Posten ist effektiv am anderen Parkende, wir hatten viel früher damit gerechnet. Wenn Khargush schon als Ort für strafversetzte Soldaten erscheint, was ist dann das hier? Andererseits ist auch faszinierend daran zu denken, dass das hier früher die Sowjet-Außengrenze war. Die Strecke hier ist nun auch sumpfiger. In den wenigen Bachläufen hier tummeln sich Unmengen an Fischen. Es ist unglaublich wie viele das sind, nur ab und zu schiessen sie davon, es wäre wohl ein leichtes hier eine reiche Beute zu haben, da der Bach keinen halben Meter breit ist. Langsam zieht jetzt die Piste von den Seen weg. Der Kogjigit wird ebenfalls in weitem Abstand passiert. Vor der Steigung über den Pass rüber nach Djarty Gumbez ist noch ein grösserer Bach zu überwinden. Dinas Sprung ist fast erfolgreich, durch das Abrutschen schmerzt aber erst einmal das Knie.
Wir hatten schon die Tage zuvor immer mal wieder Radlerspuren gesehen, diese sind heute verschwunden.
Am See des kleinen Passes
idyllisches Hirtenlager
Wo gehts hier nach Djarty Gumbaz?
Djarty Gumbaz
Der Pass ist dann weniger tragisch als vermutet und es geht eine relativ lange Abfahrt nach Djarty Gumbez runter, vorbei an den ersten Jurten hier, die wahnsinnig idyllisch in der Landschaft gelegen sind. Djarty Gumbez ist im Lonely Planet etwas schlecht weggekommen, wir sehen es schon aus der Ferne, fragen uns aber, wie wir über den Fluss kommen sollen. Am Lager angekommen ist aber eine sehr provisorische Fussbrücke auszumachen.
In Djarty fragen wir nach unseren weiteren Wegoptionen, im wesentlichen haben wir 2, entweder weiter Richtung Murghab, oder noch einen Tag nach Shaymak rübermachen auf kleineren Pisten. Einer der Jäger beschreibt uns den Weg nach Shaymak und meint, es wäre kein Problem, zu Fuss gehen sie diese Strecke in zwei Tagen. Auf der anderen Seite meint ein Alter, dass er uns eher den Weg nach Murghab empfehlen würde, es hätte viel geregnet und die Strecke nach Shaymak könnte mühsam werden, nach Norden sollte trocken sein, aber dennoch auch Trinkwasser zu finden. Schwierige Entscheidung, die Strecke nach Shaymak hätte mich noch interessiert, aber Dina hat etwas Angst vor den Bachquerungen, ausserdem steckt noch ein bisschen der Mats in den Gliedern. Letztendlich fahren wir nach Norden, eine gute Entscheidung, wie der Alte meint. Der Jäger erzählt noch, dass vor 2 Tagen Radfahrer da waren, deren Rad kaputt war und bei ihnen repariert wurde. Daher fehlten wohl die Spuren am Schluss.
Wir wollen heute nur noch an den grösseren Seitenfluss vom Istyk, quasi der letzte Bach vor dem Pamir Highway. Unterwegs sieht man, dass es hier doch ziemlich geschüttet hat, die letzten Tage, an den flachen Hängen sehe ich Anzeichen von Schichtfluten. Bis zum Seitenfluss wird es noch einmal zäh, aber schliesslich stehen wir davor und können barfuss gut rüber, der Bach ist nicht so tief und reissend, dafür sehr trübe. So trübes Wasser hatten wir bisher noch nicht verwendet, beim Filtern muss ich für jede PET-Flasche die Filterkerze reinigen. Dafür ist der Platz wieder wunderschön, in einer grünen Landschaft mit ein paar netten Felskuppen.
Weiterhin Regenstimmung
Es klart auf
interessante Hügellandschaft
hinten ist es noch dunkel
Die Piste ist hier gut roulant
Zahmwasserquerung
Endlich schlafen

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