Mittwoch, 30. September 2009

16.7. Eiskalter Sommer in Kasachstan

Zeltplatz am Fluss
Das Tröpfeln in der Früh verheißt mal wieder nichts Gutes und ein Blick durch den Lüftungsschlitz zeigt nur grauen Himmel. Nach Norden hin ist aber mit mehr Regen zu rechnen. Dennoch mache ich mich etwas langsamer als sonst ans Aufstehen und Zusammenpacken. So komme ich gegen 8.30 los. Nach Karkara gibt es weiter Ripio, dort angekommen fängt dann aber der Asphalt an. Kurz vor dem Ort gibt es nochmal eine schnelle Passkontrolle. Leider fängt es jetzt stärker an zu regnen, so dass ich im Örtchen Karkara an der Bus/Taxihaltestelle Unterstand suche. Von dort kann man natürlich auch direkt nach Almaty mit dem Auto fahren. Ein älterer Herr meint, dass es dieses Jahr nur regnet und kalt ist. Ich schaue auf den Tacho, mit meiner Körperwärme hatte er beim Draufstecken 18 °C angezeigt, jetzt sind es 10°C. Aber der Herr macht mir Hoffnung, hinter Kegen, wo es einen Geldautomaten geben soll, kommt ein Pass und dann eine Abfahrt, dann wäre ich aus den Bergen raus und dort ist immer Sonne und warm. Nach 1.5 h Abwettern, lässt der Regen nach. Der Wind hat aufgefrischt und ich brause an der Grenze meiner Übersetzung nach Kegen.
Noch'n Pass
Lisa aus Schweden
Dort ist die Bank schnell ausgemacht, doch der Bankomat ist eingegittert, obwohl er an ist. Eine Kasachin klettert durch das Gitter und bekommt prompt ein Donnerwetter des Gorillas der Bank verpasst. Der Automat geht nicht, eventuell funktioniert er Nachmittag wieder. Super, dann muss ich mich halt drinnen am Schalter anstellen. Aber dort heisst es dann: Nur $. Pah, ich bin entrüstet und stürme auf Kasachstan fluchend aus der Bank: Was für ein 5.Welt-Land hier, kennen die noch nicht mal den Euro. Zwar habe ich durch die vorherigen Wechselaktionen noch ein paar Dollar, aber die will ich aus Protest nicht wechseln. Also bis Almaty ohne Geld? Während ich aus Kegen rausradle, überlege ich mir, ob ich mit dem Essen auskomme. Sollte gehen, aber Trinken? So fahre ich, immer noch mit ordentlich Rückenwind den Pass rauf, auf meiner Seite geht es nur wenig rauf, dafür auf der anderen Seite umso mehr runter. Mit dem Wind werden im Nu ordentliche Abfahrtsgeschwindigkeiten erreicht, muss aber immer wieder gut runterbremsen, da der Lowrider mit dem Werkzeug drinnen sich heftigst aufschaukelt und ein sehr eigenartiges Lenkgefühl hinterlässt. Auf einmal erblicke ich auf der Gegenseite jemanden, der so aussieht, wie ein Radler. Und in der Tat, beim Näherkommen entpuppt sich die Person als Reiseradlerin. Es ist Lisa aus Uppsala, sie kommt mir schiebend entgegen, da der Gegenwind so stark ist. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, sie ist in Almaty gestartet und daher erst kurze Zeit unterwegs. Wobei, ganz stimmt das nicht, da sie den weiten Weg von Uppsala mit der Bahn zurückgelegt hat. Von Schweden nach Finnland, dann nach St. Petersburg und Moskau, von wo die lange Fahrt nach Almaty startet. Dabei hat sie wohl in der zweiten Klasse Anschiss von der Zugbegleiterin bekommen hat, weil sie ein Rad mitnehmen wollte und auch mitnahm (gut verpackt). Das eigentliche Reiseziel ist Kirgistan, dafür bekommt man in Almaty recht schnell ein Visum, kann aber erst morgen einreisen (das russ/sowj. Visawesen eben). Da war wohl zu viel Rückenwind im Spiel, heute hatte sie zum ersten Mal Gegenwind und in der Nacht Gewitter. Wir tauschen uns über Kirgistan aus und ich erzähle ihr, was ich für wichtig halte, Hunde, rücksichtslose Autofahrer, besondere Strecken, Versorgung etc. Einen rücksichtlosen kasachischen Fahrer hatte sie wohl gerade erst gehabt, der hat sie wohl aus der Gegenrichtung kommend, versucht von der Strasse zu fahren, was ihm auch gelang, da sie zur Vermeidung eines Unfalls in den Strassengraben ausweichen musste. Lisa ist das erste Mal auf großer Tour mit dem Rad nicht aber sonst, die letzte große Tour ging ein Jahr durch Südamerika, aber das viele Bus fahren ist ihr wohl auf den Geist gegangen, weshalb nun das Rad ausprobiert wird. An ihrem nagelneuen Rad stelle ich noch ihren vorderen Umwerfer ein und wir tauschen noch etwas Geld aus, so im Gegenwert von 10 €, Super! Ich erfahre noch, dass wohl ein weiterer Pass ansteht und noch 2 Orte kommen, einer mit Einkaufsmöglichkeiten. Nach einiger Zeit verabschieden wir uns, ich war wohl der erste Radfahrer, den sie hier traf und vor ihr hatte ich zum letzten Mal an der tadschikischen Grenze Radfahrer getroffen.
Mein Rad hat auch mal wieder ein Photo verdient
Der Charyn, nahe des Canyon
Alte Piste
wohl wenig befahren
Letzter Pass heute
Mit Reiter oben
Im nächsten Ort gab es wider Erwarten doch ein paar Läden, aber leider ohne Brot, oder mit altem Brot. Dafür waren zentralasiatische Gummibärchen vorhanden. Nach dem Ort geht es lange sanft geneigt geradeaus, so dass man mit 40 kmh runtersausen kann, bis auf einmal der Wind jäh dreht und ich gerade mal mit 15 kmh vorwärts komme. Tja das wars wohl erst einmal mit easy going. Scheint wohl bis Almaty zäher zu werden. Zudem läuft die Strasse gerade ins nächste Gewitter. Zum Glück dreht sie aber dann aber kurz davor ab. Schneller als erwartet kommt der Sharyn Canon, oder besser gesagt, das was man von der Strasse davon sieht. Der eigentliche Canon wird ja separat angefahren. Die Felsformationen sind aber auch hier eindrucksvoll. Leider muss jetzt erst einmal wieder aus dem Canon herausgefahren werden. Ich nehme dazu teils die alte Strasse, die wohl stehen gelassen wurde. Danach schließt sich aber als weitere Steigung der von Lisa angekündigte Pass an. Leider weiter mit viel Gegenwind, daher lass ich auch den darauf folgenden Abzweig zum Pass aus, das hätte auf dem Rückweg wieder viel Gegenwind bedeutet.
Seltsames Phänomen
War dann doch nur leichter Regen
Ein paar Kilometer weiter beunruhigt eine Regenwand, oder was soll das sein? Aus den Dunklen Wolken kommt eine ziemlich dichte Wand daher. Oder wird da was aufgewirbelt? Da sieht es auch nach Wirbeln aus. Könnte also eventuell auch ein Sandsturm sein? Aus Vorsicht wickle ich schon mal den Chech adäquat. Doch dann beginnt es zu tröpfeln, so dass die Kamera weg muss und der Anorak vorgeholt wird. Aber irgendwie wird der Regen nicht stärker, trotzdem ist die Sicht stark reduziert. Komisch, auf jeden Fall hat der Gegenwind stark zugenommen und ich komme nur sehr langsam vorwärts. Kurze Zeit später kommt auch noch eine Strasse dazu,in meiner Karte eine Nebenstrasse, aber der Beschilderung und dem Verkehr nach eine Hauptstrasse. Ich weiche jetzt öfters in den Graben aus, die LKW und Autos hupen meist rechtzeitig. Später als geplant ist Köktep erreicht, hier soll es einige Läden haben. Außerdem hat es ein Wasserhahnsymbol, tatsächlich gibt es fließend Wasser an mehreren Brunnen. Nach einem Einkauf, bei dem ich die Verkäuferin mal wieder auf die richtigen Preise hinweisen muss, geht es weiter. Eigentlich wollte ich ursprünglich schon von Kegen aus in die Berge fahren, aber laut Karte gab es zum einen keine sichere durchgehende Verbindung, oder aber nur sehr umständlich. Zum anderen war ich jetzt froh gewesen nicht immer dort bei den höheren Bergen gewesen zu sein, da dort noch mehr Regen zu sein schien. In Kökpek hatte ich mich jedoch vergewissert, ob gleich der Abzweig zu einer Nebenstrecke abgeht. Und in der Tat ist der Abzweig nach Bartogay gleich hinter dem Ort, sogar asphaltiert. Erst am See muss ich mich dann zwischen Piste und Asphalt entscheiden. Da aber nur die Piste über den Fluss führt, wenngleich deutlich länger, als wenn es eine Möglichkeit über den Damm geben würde, aber die gibt es gemäß meiner Recherche nicht, ist die Wahl klar.
Die Piste hat ordentlich Wellblech und am anderen Ufer sehe ich schon böse Zeichen, Staub wird stark aufgewirbelt. Der Gegenwind nimmt nochmal stark zu, so dass ich im ersten Gang mit 6-8 kmh vorwärts komme. Atacama-feeling. Endlich erreiche ich die Brücke, von der ich erstaunlicher Weise nicht heruntergeblasen werde. Kurz vor dem Abzweigen der Piste vom See in die gewünschte Richtung wird der Schlafplatz eingerichtet. Der Aufbau erfolgt nach allen Regeln der Kunst bei Starkwind und das obwohl der Boden hart ist und die Heringe nur schwer reingehen. Die Sturmleinen müssen wie so oft mit Steinen abgespannt werden. Bei der Brücke hatte ich noch einen Schäfer getroffen, der seine Tiere zum Hof zurücktrieb, es war schon am Dunkel werden. Er erklärte mir noch kurz den Weg nach Asi, so dass ich morgen beruhigt weiter fahren konnte.
Als ich schon im Zelt liege gibt es draußen nochmal Geräusche, die entpuppen sich als Motorradfahrer und Offroader, welche die Piste noch im Scheinwerferlicht dahinbrausen. Komische Gesellen hier.
Fluss bei Bartogay
mündet in nämlichen See
Zeltplatz
Mit nettem Aufpasser

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