Montag, 14. September 2009

8.7. Tash Rabat und Grenzversuche

Letztes Dorf vor der Grenze
Die Sonne kommt dank günstigem Standort in der Ebene früh rein. Ich bleibe dennoch etwas liegen, damit das Zelt trocknet, ich hatte es ja patschnass aufgebaut. Auch Schlafsack und Taschen werden etwas getrocknet. Dann geht es los, die Familie schläft noch, am Dorfladen, es ist das letzte Dorf vor der Grenze, wird eingekauft und Abfall abgegeben, sogar Batterien werde ich los und versuche zu erklären, dass das kein normaler Abfall ist.
Die Strasse geht leicht ansteigend weiter, nach einigen Kilometern hört der Asphalt auf. Wegen ordentlichem Gegenwind ist es mühsam heute. Dennoch schlage ich das Angebot eines Perdetransporters aus, der auch nach Tash Rabat will.
Beim Aufstehen schon war das Wetter zweigeteilt, im Osten Sonne, im Westen hingegen schon deutlich zugezogener, in welche Richtung ich wohl jetzt fahre??
Nach einiger Zeit, zwischendurch überhole ich den defekten Pferdetransport, kommt der Abzweig nach Tash-Rabat. Die von weitem zu sehende Brücke entpuppt sich als baufällig und von keinem Fahrzeug nutzbar. Da mein Vertrauen in meine Ortliebs arg gesunken war, benütze ich dennoch die Brücke, zweimal musste das Rad dazu gut einen Meter hoch/runtergestemmt werden. Ins Tal geht es dann recht gut rein, vorbei an einigen einzelnen Höfen, Pferden und Kühen. Nach einigen km, 15 waren am Abzweig angegeben, treffe ich auf das erste Jurtcamp. Da gerade ein Bedürfnis vorliegt, frage ich nach, ob ich das Klo benutzen kann. Kein Problem! Im Anschluss werde ich auf Tee und Buchenweizen (Greschka) mit Smetana (Buttermilch) eingeladen. Das Lager ist von Dostuk Trekking und gerade leer. Es wird von Jura und Socha betrieben, zwei Russlandstämmige, Socha ist aus Tartastan (Kasan). Sie sind wirklich wahnsinnig nett, schauen sich noch die Kopie von meinem Borderpermit an. Bei der heutigen Fahrt hat sich mein nächster Spontanplan entwickelt, nämlich zum Chatyr Kol zu fahren. Aber Jura und Socha meinen, dass es da noch was aus Naryn bedarf, also einer speziellen Genehmigung. Aber man kann von Tash Rabat auch in 4 Stunden auf einen Pass wandern, von dem aus man einen Blick auf den Chatyr Kol hätte. Jedoch wäre der Weiterweg nicht möglich, da dann ein Border Permit notwendig würde.
Furt vor Taleingang
Das Tal nach Tash Rabat
Jurtcamp von Dostuk
Schöne Berge
Mitten im Viehauftrieb
Nach der Stärkung geht es noch die restlichen Kilometer nach Tash Rabat weiter, es sollen noch 6 km sein. Leider fängt es an zu regnen. Bei Tash Rabat kann man sich aber an der Karavanserei gut unterstellen. Es stehen schon ein Haufen Jeeps reicher Kirgisen rum. In der Karavanserei mit vielen Kuppeln höre ich auch mal weider Deutsche sprechen, es sind Ilka und Mathias aus München, gerade mit dem Studium fertig und daher 4 Wochen in Kirgistan unterwegs. Sie sind als Backpacker unterwegs und wandern. Sie klagen etwas über die Preise, 400 Som ist wohl dank CBT hier Standard. Auch der Transport abseits des Mainstream sei teuer, für Tasch Rabat zahlen sie 2400 Som, naja eigentlich noch Mainstream. Aber für die Leistung geht das eigentlich, Hin- und Zurück im eigenen Auto mit Chauffeur, zwei Tage sind sie unterwegs, da sie noch auf den Pass Richtung Chatyr Kol wollen. Ich werde noch nach meinem Kocher gefragt, ihr Kocher, ein Whisperlite ist wohl ein Griff ins Klo, und hat noch nicht funktioniert. Obwohl mein XGK von der gleichen Firma ist, ist er dank einfachster Bauweise auf noch keiner Tour klein zu kriegen gewesen. Ich gebe den gewohnten Colatrick an, den kennen immer noch nicht alle.
Einen Polizisten auf Ausflug spreche ich noch auf den Chatyr Kol und das notwendige Border Permit an, aber der meint nur, ich solle da nur vorbei schauen und vorzeigen, was ich habe.
Tash Rabat in Sicht
Ein paar Fotos ohne Blitz
Der Ursprung des Gebäudes liegt im Dunklen
Es ist trotzdem eine der Hauptattraktionen Kirgistans
Drinnen ist nicht viel los
Eine der vielen Hypothesen spricht sogar von einem Kloster
Viele Versorgungsjurten
Vor dem Eingang
Die wohlhabenden Kirgisen machen hierher Tagesausflüge im Jeep
Beim raus fahren von Tash Rabat gießt es wieder, da bin ich um einen Zwischenstop bei Jura und Socha froh. Nachdem es aufhört zu regnen, will ich gehen, aber werde noch zum Mittagessen eingeladen. Jura hat mir vorher noch Jurten und Sauna gezeigt, und wie sehr die Gäste hier die Sauna mögen. Am nächsten Tag soll eine Schweizer Radlergruppe da sein, die wohl mit dem Auto nach Kashgar gekarrt werden und dann dort was machen wollen, ich nehme an, Karakorum Highway. Die Leiterin Beatrix ist wohl öfters da und Jura schwärmt von ihr.
Auch an Kirgistan geht ein gewisser Touristenrückgang nicht vorbei. Die Lager am Khan Tengri und Pik Lenin werden eher kleiner und aktuell hat auch die Wirtschaftskrise für Stornierungen gesorgt. Zum Mittag gibt es noch Tomaten-Gurkensalat und Buchweizen mit Fleisch. Danach Tee und sehr leckere Marmelade auf Pfannkuchen. Es ist echt rührend, wie Jura und Socha einen versorgen und trotz meines limitierten Russisch verstehen wir uns ganz gut.
Jura und Socha
nehmen ab und zu Radler auf
Trotzdem mache ich mich dann auf, ich will ja noch den Checkpunkt auschecken, der 25 km weiter sein sollte. Auch Jura und Socha haben sich nicht mehr ganz so negativ zu meiner Kopie geäußert, wenngleich sie meinten es brauche immer noch einen Wisch aus Naryn, aber meine Agentur wäre nicht ganz auf dem Kopf gefallen gewesen und hat wohl vieles richtig eingefädelt. Ich bin also sehr gespannt auf den Checkpunkt.
Es dauert aber erst Mal länger als gedacht, weil es natürlich bergauf geht. Die Furt am Talausgang nehme ich diesmal eleganter direkt, geht auch. Erst kurz vor Schlafplatzzeit bin ich am Checkpoint, ein kleiner Vorpass war zu überwinden. Hier fängt genau die 50 km Grenzzone an. Die Berge hier sind sehr eindrucksvoll, leider drohen schon wieder gewaltige Regengüsse aus Westen.
Kurz vor der Torugartstrasse, einige LKW sind unterwegs
Weiler vor der Passhöhe
Nach einigem Smalltalk und der Beschreibung meines Vorhabens, werde ich durchgewunken, eigentlich hatte ich mit einer Abfuhr gerechnet, der nächste Checkpoint soll in 50 km sein. Dann bin ich fast am Torugart, super, hoffentlich klappt das alles so.
Wegen des drohenden Gewitters fahre ich noch schnell dem Gefälle nach und nehme mir an einem Bach unweit einer Jurte den Zeltplatz. Zwei ältere Kirgisen kommen daraufhin interessiert dazu und laden mich auf Kymus ein. Ich bedanke mich und schlage den Morgen vor. Das Zelt habe ich wegen drohendem Regen und Strum extra gut aufgebaut. Schnell ist noch etwas Wasser gefiltert und der Kocher angeworfen (wenn er läuft kann das Vorzelt zu gemacht werden) und dann kommt etwas Regen. Zum Glück nur eine halbe Stunde, nebenan tobte dafür ein ganz ordentliches Gewitter. Perfekter Tag trotz kaum Sonne und ein bisschen Regen.

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