Trotzdem schauen wir bei jedem Ort am Weg mal in den Laden, so kommen wir wieder zu RC-Cola und auch zum ersten Mal zu einem Eis.
Es geht jetzt dieses wunderbare Stück am ruhigen Panj entlang, das mir auch letztes Jahr so gut gefallen hat. Hier ist einfach eine besondere Stimmung. Weiter vorne hat man dann auch wieder einen besseren Blick auf die andere Uferseite. Einige Afghanen stehen weit im See drinnen und sammeln angeschwemmtes Brennholz. Wir fahren noch ein Stück, da ich zur Not bereits einen Schlafplatz kenne. Direkt bei dem Platz werden wir aber vorher noch von Bauern angeredet, die von der Feldarbeit kommen, dass wir hier übernachten könnten. Einige Meter von dem bekannten Platz bauen wir an noch einer schöneren Wiese das Zelt auf, es hat sogar fliessend Wasser. Wahrscheinlich übernachten hier öfters Radler.
Wir sind ein paar hundert Meter von Shidz entfernt, quasi am Ende der Stillwasserstrecke. Wir wundern uns etwas, dass bis zum Abend kein Jeep mit Radfahrern an uns vorbeigefahren ist und hoffen, dass unsere ukrainischen Kollegen keine Probleme haben werden den Flieger zu erwischen. Sie wollten, wie bei der Hinfahrt, versuchen zunächst einen LKW nach Dushanbe zu stoppen, da das am günstigsten wäre. Allerdings sind in diese Richtung mehr LKWs voll mit chinesischen Waren, die ja bei Khorog in tajikische LKW umgeladen werden. Wir haben jedoch in Rushan erfahren, dass die LKW momentan gar nicht fahren, da wohl die Strecke von Murghab nach China überflutet und gesperrt ist. In der Tat überholt uns an diesem Tag kein LKW von hinten, es kommen immer nur LKW aus der Gegenrichtung, die müssen sich dort ja ganz schön sammeln. Uns stört das erst einmal nicht, da weniger Verkehr, wie schon beim Hinfahren über den Sagirdasht, viel angenehmer ist.
Hinter der Stillwasserstrecke stürzen sich die gewaltigen Wassermassen des Panj in einer wieder einmal gewaltigen Schlucht herunter. Die Kraft des Wassers ist absolut eindrucksvoll. Zum Glück ist die Strasse hier weit genug vom Hochwasserstand weggebaut. Es ist nun kurzweilige Radlerei auf meist altem Asphalt durch atemberaubende Landschaft. Es hat jetzt nicht mehr viele Dörfer, ab und zu kommt eins auf der afghanischen Seite.
Wir wollen gerade Mittag machen, da tauchen drei Soldaten auf. Diese jagen uns immer gehörigen Respekt ein, da wir auch von schlecht verlaufenden Begegnungen dieses Jahr gehört haben. Das Problem vom letzten Jahr scheint also immer noch nicht gelöst zu sein. Aber diese begnügen sich mit einem kurzen Blick in die Passkopien und einem Photo.
Bevor Dina in der Mittagshitze dahinschmilzt jausnen wir noch kurz etwas. Wir wollen eigentlich noch ein Restaurant anlaufen, welches sich am Ausgang des Vanj-Tales befindet. Daher fällt die Pause nicht zu lang aus und wir fahren an der immer noch im Bau befindlichen Brücke nach Afghanistan vorbei über eine letzte stärkere Steigung zum Restaurant. Es hat schon bessere Tage erlebt, aber das Essen ist geniessbar. Nachdem die Mittagshitze halbwegs ausgestanden ist, geht es über das kurze sandige Stück am Talausgang weiter. Am Restaurant hatten wir leider kein Wasser gefasst, und ausgerechnet hier sehen wir auf Anhieb keine Quelle. Es kommen dafür nun wieder häufiger Dörfer, leider ohne Laden. Aber mir ist noch ein Laden in Erinnerung, der auch bald kommen sollte, ein Steinbruch in der Nähe war mir auch noch geläufig.
Als wir dort stoppen hält gerade ein Kleinbus und die Insassen wollen mir etwas sagen. Sie haben einen Zettel dabei, der von meinen Freunden sei. Interessiert schaue ich drüber. Er ist jedoch an einen Andy adressiert. Anscheinend verwechseln sie mich mit einem anderen Radfahrer. Ganz so häufig sind wir ja auch nicht. Aber nachdem ich aus dem Laden zurückkomme ist Dina schon im Gespräch mit einem anderen Europäer, er entpuppt sich als Radfahrer Namens Andy. Wir unterhalten uns fast eine Stunde, er ist von zu Hause aus hergeradelt und wartet gerade auf seine Radlerkollegen, anscheinend hat er noch mehrere andere Einzelradler getroffen, einen Belgier, einen Japaner, der schon Jahre unterwegs ist und einen Franzosen der wohl in Dushanbe zum ersten Mal auf dem Rad sass. Sie sind auch über den Saghirdasht hergefahren, Andy war angesichts des Strassenzustandes nicht so begeistert, er ist halt eher ein Asfaltradler. Den hat er jetzt ja grossteils bis Khorog. Wir geben ihm noch ein paar Tipps für die weitere Strecke mit. Anfangs hat er etwas über die Leute abgelästert, die kurz nach Afghanistan wollen, um einen Stempel im Pass zu haben, als wir ihm erzählen, dass es in Khorog einfach sei, ein Visum dafür zu bekommen, zeigt er sich aber interessiert.
Beim Blick auf sein Rad fällt mir eine Widmung auf, sie ist für Malte, da ich ihn aus einem Forum kenne, spreche ich ihn darauf an. Er war mit ihm in die Türkei geradelt, dort hatten sie sich dann für eine Strecke getrennt und wollten wohl gemeinsam durch den Iran. Leider hat es Malte an der Grenze zu Iran erwischt, er wurde von einem LKW überfahren. Jetzt gibt er seiner Trauer durch einige Schriftzüge entlang der Strecke ausdruck, u.a. an der letzten Passhöhe. Andy will unbedingt nach Kathmandu, nachdem es bei der letzten Radtour nicht geklappt hatte, ist jetzt seine letzte Chance, noch einmal will er nicht mehr dorthin aufbrechen. Andy erzählt noch beunruhigendes von der Mongol Rally. Einige schrottreife Autos waren uns schon auf der Strecke entgegengekommen, sie sollen wohl von London bis in die Mongolei und zurück. Angeblich hätte die Rally wegen eines Überfalls an der Grenze die Route geändert. Das stellt sich aber nur als Gerücht der verplanten Teilnehmer heraus. In Dushanbe recherchiere ich das Ganze noch und finde in der Tat einen Überfall der Taliban auf den Pamir-Highway inklusive Exekution der erwischten Passagiere. Das Newsdatum von 1996 beruhigt mich dann aber wieder. Die Idee hinter diesen Rallys mit schrottreifen Autos irgendwo hin zu fahren und die Autos dann dort zu verkaufen finde ich ziemlich daneben. Oft sind die Teilnehmer einfach auf Party aus und daher dauerhaft dicht.
Von seinen Freunden ist noch immer keine Spur zu sehen, daher versprechen wir ihm, ihnen Beine zu machen, sobald wir sie sehen und fahren weiter. Wie immer nutzen wir noch den etwas kühleren Abend aus, der Morgen ist jedoch immer frischer, es ist erstaunlich wie warm es auch abends noch ist. Als erstes kommt der Belgier, aber er ist wohl noch eine Stunde von Andy entfernt, er hat ein komplettes Hinterrad als Ersatzteil dabei. Irgendwann ist auch noch der Japaner zu sehen, erstaunlich wie weit sich so eine Gruppe auseinanderdividiert, da bin ich froh, dass Dina und ich uns nicht unterwegs so weit aus den Augen verloren haben.
Den Vierten im Bunde sehen wir gar nicht mehr, dafür hält auf einmal ein Jeep von Hinten an, unsere ukrainischen Freunde sind da. Sie brauchten für sich und die Räder doch einen ganzen Jeep, ein Teil auf dem Dach, ein Teil ist im Jeep untergebracht. Sergej sieht etwas mitgenommen aus und kann gerade noch die Hand heben. Ihnen steht allerdings noch eine längere Fahrt bevor.
Für die Nacht fragen wir kurz vor einem Ort auf den Feldern nach, ob wir dort übernachten können, die Strasse ist zwar nicht weit entfernt, aber zumindest in einer Fahrtrichtung sind wir nicht einsehbar. Übernachtung ist also kein Problem und so wird einmal mehr unter grosser Vorsicht im trockenen Gras gekocht. Ein paar Jungen schauen noch vorbei und bringen uns noch einen Haufen Tomaten vorbei.
Noch bevor wir wach sind, kommen in der Früh die ersten Feldarbeiterinnen und beginnen mit dem Schneiden des Grases. Dabei sind wir hier beileibe keine Spätaufsteher. Eigentlich ist bei uns die Weckzeit spätestens 5:30. Heute soll es bis Khalaikum weitergehen. Die Strecke ist uns schon bekannt, aber dennoch weiterhin spannend zu fahren. Ich kann mich an der afghanischen Seite nicht satt sehen. Es ist immer wieder faszinierend dort rüber zu schauen und dieser ganz anderen? Welt zuzuschauen, so nah und doch so fern. Mal sieht man auf dem abenteuerlichen Pfad eine kleine Eselkarawane, dann nur einzelne Wanderer oder aber eine Crew, die den Weg erst herausbricht. Auch die Ortschaften sehen immer eindrucksvoll aus und stehen den tadschikischen in Grösse und Schönheit in nichts nach, im Gegenteil, teils sind dort prachtvollere Bauten. Bis Khalaikum zieht es sich dann doch noch ein bisschen, aber wir wollen dort noch gerne Mittag essen, bei der Hinfahrt hatten wir schon ein auffällig herausgeputztes Restaurant gesehen. Und in der Tat es enttäuscht nicht, es ist allerdings recht beliebt, wohl vor allem bei den ganzen Durchreisenden von Dushanbe nach Khorog. Wir bestellen Kompott und unser Essen. Der Kompott stellt sich als leckeres Aprikosengetränk heraus und auch das Essen ist spitze. In Khalaikum werden dann noch ein paar Einkäufe erledigt und die Mittagshitze abgewartet, für Dina mache ich mich noch auf die nicht einfache Suche nach einem Eis, das schließlich noch gefunden wird.
Wir haben noch genügend Zeit um bis Kulyab zu fahren. Da ich weiss, dass es zwischendurch den besten Strassenbelag Tadschikistans geben wir, wundere ich mich erst mal über die noch nicht ganz glatte Strasse hinter Khalaikum. Der Verkehr lässt jetzt deutlich nach, da die ganzen Jeeps und Kleinbusse von Khorog nach Dushanbe den Saghirdasht nehmen, die Strecke ist deutlich kürzer. Es ist sogar so wenig Verkehr, dass wir im Falle einer Panne befürchten nicht mehr rechtzeitig mitgenommen zu werden. Aber seit heute scheinen die LKWs wieder nach Dushanbe zu fahren und so kommt von denen ab und zu einer vorbei.
Als wir an einem gepflegten Anwesen vorbeifahren, werden wir von einem Gärtner hereingewunken, hier sei ein Haus des Präsidenten und wir könnten uns das Anwesen anschauen. Es ist wirklich aufs schönste hergerichtet mit aufwendigen Schnitzereien und vielen Nebengebäuden. Schon ein krasser Kontrast und angesichts dessen wie viel Geld Tadschikistan zur Verfügung hat, mit fadem Beigeschmack.
Wir sind froh, als wir wieder auf die Strasse können. Von anderen Radlern erfahren, wir dass sie auch schon mal in so einem Haus waren, beim Iskanderkul-See. Es wird langsam abend und wir suchen ein Plätzchen, eine ZWischensteigung ist noch überwinden, dann fragen wir einen Bauern. Er führt uns zu einem von Hecken geschützten Platz, mit Quelle und sogar einer kleinen Hütte, sein Kleinod ist wirklich traumhaft. Nachdem er sich verabschiedet hat, gehe ich noch schnell runter an den Panj um zu baden, es ist ja immer noch sehr heiss. Gegenüber laufen noch ein paar Afghanen durch, wir winken uns zu.
Am nächsten Tag geht es bis Zigar noch auf dem perfekten Asfalt weiter, wirklich sureal die aufwendigen Betonbauten hier. In Zigar gibt es zum Glück noch einen Laden mit einer RC-Cola. Am Polizeiposten vorbei geht es nun auf der Schotterpiste in die grossartige Schlucht. Letztes Jahr hatte ich sie nicht durchgehend geniessen können, da ich am Abend noch auf der Suche nach einem minenfreien Schlafplatz war. Die Polizisten bekommen wir trotz lauter Anrede nicht aufgeweckt und fahren also ohne Eintrag ins Buch weiter. Dafür winkt uns wenig später ein Militärposten zu. Wegen des schlechten Erlebnisses letztes Jahr auf diesem Abschnitt hoffe ich, dass wir keine Militärpatrouille unterwegs treffen und in der Tat alles verläuft glatt.
Nur die Hitze macht uns zu schaffen. Am verlassenen Bauarbeiter-Camp der Iraner geht es vorbei, unterwegs kommen uns noch ein paar Hirten mit einer Ziegenherde entgegen, hoffentlich erwischt kein Tier eine Mine. Kurz darauf finden wir eine Felswand, die lange genug Schatten bietet. Nach der Mittagspause dauert es noch etwas, bis wir aus der Schlucht herauskommen. Am Ausgang gibt es noch ein Bad im Panj, der braune Fluss macht zwar nicht sauber, aber kühlt schön ab. Es folgen jetzt wieder die ersten Dörfer, die Landschaft wird sehr offen und grasig, auch die afghanische Seite hat jetzt einen anderen Charakter und auch die Strasse. Während diese in der Schlucht ordentlich hergerichtet war ist sie jetzt nicht wieder zu erkennen, teils tiefstaubig, teils sehr ruppig. Dieser Feinstaub ist wirklich interessant, so etwas ist mir vorher nicht untergekommen. Als ich das letzte Jahr hier durch bin, hatte es zuvor noch geregnet gehabt, daher war der Untergrund noch schön festgefahren. Dafür müssen wir dieses Mal nicht durchs Wasser, der Bach vom letzten Jahr, der einen Musso zum Opfer hatte, führt quasi kein Wasser. In der Ortschaft darauf kaufen wir noch kurz etwas ein und fassen Wasser. Auf dem Anstieg nach Shuroabad soll es erst einmal kein Wasser mehr geben und es ist bald Abend. Daher bunkern wir viel Wasser, beim Polizeiposten gibt es davon sogar Klares. Nach einem kleinen Umweg auf der alten Strasse verlassen wir den Ort und werden noch einige hundert Meter von der Dorfjugend begleitet, bergauf sind wir ja nicht so schnell.
Ich habe einen Übernachtungsplatz im Auge, dazu müssen wir aber noch etwas rauf fahren. Am Strassenrand bieten sich nicht viele Alternativen. In der Tat ist die ausgeschaute Krete ideal, ein kleiner unbenutzter Weg führt auf ihr entlang. Auf diesem schlagen wir unser Zelt auf. Man hat einen super Blick von hier auf das Panjtal unten. Nachdem das Zelt steht schrecken wir kurz auf, es hat doch noch Leute hier. Mitten aus dem Gebüsch kommt eine Gestalt hervor. Es ist ein französischer Radler. Er hatte sich hier am Nachmittag perfekt geschützt in einen Graben gelegt, wohl um unauffällig zu sein. In der Tat wird ihn hier niemand finden. Wir unterhalten uns noch gut am Abend, es ist interessant seinem Reiseplan zuzuhören. Mit viel Gepäck und einfacher Ausrüstung will er weiter auf dem Pamir Highway fahren. Wir geniessen noch den genialen Sonnenunter - und Mondaufgang, das ist ein idealer Abschied vom Pamir.
Der nächste Morgen bringt erst einmal einen harten Aufstieg zum Pass, es hat mehr Asfalt als ich in Erinnerung hatte, das liegt wohl daran, dass man in der Abfahrt eine Strasse für schlechter hält, als beim hochfahren. Während der Passauffahrt begegnen wir noch einem deutschen Wohnmobil. Das ältere Pärchen ist auf dem Weg nach China, anscheinend nicht zum ersten Mal. Sie erzählen von anderen Radlern im Lande, u.a. einem Uruguayani und von ihren anderen Reisen, anscheinend macht ihnen der Papierkram für China nicht so viel aus, für besondere Permits muss man wohl schon mal ein paar Tausender investieren. Daher geht es dieses Jahr über den Torugart.
Irgend etwas muss ich erwischt haben, zumindest habe ich ziemliche Bauchschmerzen. Aber es ist ja nur noch diese Auffahrt und dann eine entspannte Abfahrt nach Kulyab. Es ist interessant, wie grosse Ortschaften es oben am Pass hat, dort gibt es eine Hochebene mit ziemlich intensiver Nutzung. Vor der Abfahrt gibt es noch einen letzten Polizeiposten, 10 m daneben noch das Militär und dann können wir das erste Mal hier im Lande unbeschwert auf Asfalt eine lange Abfahrt unternehmen, vorbei am Truppenübungsplatz wo wohl gerade ein grosses Manöver läuft. Am Ortseingang von Kulyab halten wir an einem Truckerrestaurant, um zu fragen ob uns nicht jemand nach Dushanbe mitnehmen könnte.
Es geht jetzt dieses wunderbare Stück am ruhigen Panj entlang, das mir auch letztes Jahr so gut gefallen hat. Hier ist einfach eine besondere Stimmung. Weiter vorne hat man dann auch wieder einen besseren Blick auf die andere Uferseite. Einige Afghanen stehen weit im See drinnen und sammeln angeschwemmtes Brennholz. Wir fahren noch ein Stück, da ich zur Not bereits einen Schlafplatz kenne. Direkt bei dem Platz werden wir aber vorher noch von Bauern angeredet, die von der Feldarbeit kommen, dass wir hier übernachten könnten. Einige Meter von dem bekannten Platz bauen wir an noch einer schöneren Wiese das Zelt auf, es hat sogar fliessend Wasser. Wahrscheinlich übernachten hier öfters Radler.
Wir sind ein paar hundert Meter von Shidz entfernt, quasi am Ende der Stillwasserstrecke. Wir wundern uns etwas, dass bis zum Abend kein Jeep mit Radfahrern an uns vorbeigefahren ist und hoffen, dass unsere ukrainischen Kollegen keine Probleme haben werden den Flieger zu erwischen. Sie wollten, wie bei der Hinfahrt, versuchen zunächst einen LKW nach Dushanbe zu stoppen, da das am günstigsten wäre. Allerdings sind in diese Richtung mehr LKWs voll mit chinesischen Waren, die ja bei Khorog in tajikische LKW umgeladen werden. Wir haben jedoch in Rushan erfahren, dass die LKW momentan gar nicht fahren, da wohl die Strecke von Murghab nach China überflutet und gesperrt ist. In der Tat überholt uns an diesem Tag kein LKW von hinten, es kommen immer nur LKW aus der Gegenrichtung, die müssen sich dort ja ganz schön sammeln. Uns stört das erst einmal nicht, da weniger Verkehr, wie schon beim Hinfahren über den Sagirdasht, viel angenehmer ist.
Hinter der Stillwasserstrecke stürzen sich die gewaltigen Wassermassen des Panj in einer wieder einmal gewaltigen Schlucht herunter. Die Kraft des Wassers ist absolut eindrucksvoll. Zum Glück ist die Strasse hier weit genug vom Hochwasserstand weggebaut. Es ist nun kurzweilige Radlerei auf meist altem Asphalt durch atemberaubende Landschaft. Es hat jetzt nicht mehr viele Dörfer, ab und zu kommt eins auf der afghanischen Seite.
Wir wollen gerade Mittag machen, da tauchen drei Soldaten auf. Diese jagen uns immer gehörigen Respekt ein, da wir auch von schlecht verlaufenden Begegnungen dieses Jahr gehört haben. Das Problem vom letzten Jahr scheint also immer noch nicht gelöst zu sein. Aber diese begnügen sich mit einem kurzen Blick in die Passkopien und einem Photo.
Bevor Dina in der Mittagshitze dahinschmilzt jausnen wir noch kurz etwas. Wir wollen eigentlich noch ein Restaurant anlaufen, welches sich am Ausgang des Vanj-Tales befindet. Daher fällt die Pause nicht zu lang aus und wir fahren an der immer noch im Bau befindlichen Brücke nach Afghanistan vorbei über eine letzte stärkere Steigung zum Restaurant. Es hat schon bessere Tage erlebt, aber das Essen ist geniessbar. Nachdem die Mittagshitze halbwegs ausgestanden ist, geht es über das kurze sandige Stück am Talausgang weiter. Am Restaurant hatten wir leider kein Wasser gefasst, und ausgerechnet hier sehen wir auf Anhieb keine Quelle. Es kommen dafür nun wieder häufiger Dörfer, leider ohne Laden. Aber mir ist noch ein Laden in Erinnerung, der auch bald kommen sollte, ein Steinbruch in der Nähe war mir auch noch geläufig.
Als wir dort stoppen hält gerade ein Kleinbus und die Insassen wollen mir etwas sagen. Sie haben einen Zettel dabei, der von meinen Freunden sei. Interessiert schaue ich drüber. Er ist jedoch an einen Andy adressiert. Anscheinend verwechseln sie mich mit einem anderen Radfahrer. Ganz so häufig sind wir ja auch nicht. Aber nachdem ich aus dem Laden zurückkomme ist Dina schon im Gespräch mit einem anderen Europäer, er entpuppt sich als Radfahrer Namens Andy. Wir unterhalten uns fast eine Stunde, er ist von zu Hause aus hergeradelt und wartet gerade auf seine Radlerkollegen, anscheinend hat er noch mehrere andere Einzelradler getroffen, einen Belgier, einen Japaner, der schon Jahre unterwegs ist und einen Franzosen der wohl in Dushanbe zum ersten Mal auf dem Rad sass. Sie sind auch über den Saghirdasht hergefahren, Andy war angesichts des Strassenzustandes nicht so begeistert, er ist halt eher ein Asfaltradler. Den hat er jetzt ja grossteils bis Khorog. Wir geben ihm noch ein paar Tipps für die weitere Strecke mit. Anfangs hat er etwas über die Leute abgelästert, die kurz nach Afghanistan wollen, um einen Stempel im Pass zu haben, als wir ihm erzählen, dass es in Khorog einfach sei, ein Visum dafür zu bekommen, zeigt er sich aber interessiert.
Beim Blick auf sein Rad fällt mir eine Widmung auf, sie ist für Malte, da ich ihn aus einem Forum kenne, spreche ich ihn darauf an. Er war mit ihm in die Türkei geradelt, dort hatten sie sich dann für eine Strecke getrennt und wollten wohl gemeinsam durch den Iran. Leider hat es Malte an der Grenze zu Iran erwischt, er wurde von einem LKW überfahren. Jetzt gibt er seiner Trauer durch einige Schriftzüge entlang der Strecke ausdruck, u.a. an der letzten Passhöhe. Andy will unbedingt nach Kathmandu, nachdem es bei der letzten Radtour nicht geklappt hatte, ist jetzt seine letzte Chance, noch einmal will er nicht mehr dorthin aufbrechen. Andy erzählt noch beunruhigendes von der Mongol Rally. Einige schrottreife Autos waren uns schon auf der Strecke entgegengekommen, sie sollen wohl von London bis in die Mongolei und zurück. Angeblich hätte die Rally wegen eines Überfalls an der Grenze die Route geändert. Das stellt sich aber nur als Gerücht der verplanten Teilnehmer heraus. In Dushanbe recherchiere ich das Ganze noch und finde in der Tat einen Überfall der Taliban auf den Pamir-Highway inklusive Exekution der erwischten Passagiere. Das Newsdatum von 1996 beruhigt mich dann aber wieder. Die Idee hinter diesen Rallys mit schrottreifen Autos irgendwo hin zu fahren und die Autos dann dort zu verkaufen finde ich ziemlich daneben. Oft sind die Teilnehmer einfach auf Party aus und daher dauerhaft dicht.
Von seinen Freunden ist noch immer keine Spur zu sehen, daher versprechen wir ihm, ihnen Beine zu machen, sobald wir sie sehen und fahren weiter. Wie immer nutzen wir noch den etwas kühleren Abend aus, der Morgen ist jedoch immer frischer, es ist erstaunlich wie warm es auch abends noch ist. Als erstes kommt der Belgier, aber er ist wohl noch eine Stunde von Andy entfernt, er hat ein komplettes Hinterrad als Ersatzteil dabei. Irgendwann ist auch noch der Japaner zu sehen, erstaunlich wie weit sich so eine Gruppe auseinanderdividiert, da bin ich froh, dass Dina und ich uns nicht unterwegs so weit aus den Augen verloren haben.
Den Vierten im Bunde sehen wir gar nicht mehr, dafür hält auf einmal ein Jeep von Hinten an, unsere ukrainischen Freunde sind da. Sie brauchten für sich und die Räder doch einen ganzen Jeep, ein Teil auf dem Dach, ein Teil ist im Jeep untergebracht. Sergej sieht etwas mitgenommen aus und kann gerade noch die Hand heben. Ihnen steht allerdings noch eine längere Fahrt bevor.
Für die Nacht fragen wir kurz vor einem Ort auf den Feldern nach, ob wir dort übernachten können, die Strasse ist zwar nicht weit entfernt, aber zumindest in einer Fahrtrichtung sind wir nicht einsehbar. Übernachtung ist also kein Problem und so wird einmal mehr unter grosser Vorsicht im trockenen Gras gekocht. Ein paar Jungen schauen noch vorbei und bringen uns noch einen Haufen Tomaten vorbei.
Noch bevor wir wach sind, kommen in der Früh die ersten Feldarbeiterinnen und beginnen mit dem Schneiden des Grases. Dabei sind wir hier beileibe keine Spätaufsteher. Eigentlich ist bei uns die Weckzeit spätestens 5:30. Heute soll es bis Khalaikum weitergehen. Die Strecke ist uns schon bekannt, aber dennoch weiterhin spannend zu fahren. Ich kann mich an der afghanischen Seite nicht satt sehen. Es ist immer wieder faszinierend dort rüber zu schauen und dieser ganz anderen? Welt zuzuschauen, so nah und doch so fern. Mal sieht man auf dem abenteuerlichen Pfad eine kleine Eselkarawane, dann nur einzelne Wanderer oder aber eine Crew, die den Weg erst herausbricht. Auch die Ortschaften sehen immer eindrucksvoll aus und stehen den tadschikischen in Grösse und Schönheit in nichts nach, im Gegenteil, teils sind dort prachtvollere Bauten. Bis Khalaikum zieht es sich dann doch noch ein bisschen, aber wir wollen dort noch gerne Mittag essen, bei der Hinfahrt hatten wir schon ein auffällig herausgeputztes Restaurant gesehen. Und in der Tat es enttäuscht nicht, es ist allerdings recht beliebt, wohl vor allem bei den ganzen Durchreisenden von Dushanbe nach Khorog. Wir bestellen Kompott und unser Essen. Der Kompott stellt sich als leckeres Aprikosengetränk heraus und auch das Essen ist spitze. In Khalaikum werden dann noch ein paar Einkäufe erledigt und die Mittagshitze abgewartet, für Dina mache ich mich noch auf die nicht einfache Suche nach einem Eis, das schließlich noch gefunden wird.
Wir haben noch genügend Zeit um bis Kulyab zu fahren. Da ich weiss, dass es zwischendurch den besten Strassenbelag Tadschikistans geben wir, wundere ich mich erst mal über die noch nicht ganz glatte Strasse hinter Khalaikum. Der Verkehr lässt jetzt deutlich nach, da die ganzen Jeeps und Kleinbusse von Khorog nach Dushanbe den Saghirdasht nehmen, die Strecke ist deutlich kürzer. Es ist sogar so wenig Verkehr, dass wir im Falle einer Panne befürchten nicht mehr rechtzeitig mitgenommen zu werden. Aber seit heute scheinen die LKWs wieder nach Dushanbe zu fahren und so kommt von denen ab und zu einer vorbei.
Als wir an einem gepflegten Anwesen vorbeifahren, werden wir von einem Gärtner hereingewunken, hier sei ein Haus des Präsidenten und wir könnten uns das Anwesen anschauen. Es ist wirklich aufs schönste hergerichtet mit aufwendigen Schnitzereien und vielen Nebengebäuden. Schon ein krasser Kontrast und angesichts dessen wie viel Geld Tadschikistan zur Verfügung hat, mit fadem Beigeschmack.
Wir sind froh, als wir wieder auf die Strasse können. Von anderen Radlern erfahren, wir dass sie auch schon mal in so einem Haus waren, beim Iskanderkul-See. Es wird langsam abend und wir suchen ein Plätzchen, eine ZWischensteigung ist noch überwinden, dann fragen wir einen Bauern. Er führt uns zu einem von Hecken geschützten Platz, mit Quelle und sogar einer kleinen Hütte, sein Kleinod ist wirklich traumhaft. Nachdem er sich verabschiedet hat, gehe ich noch schnell runter an den Panj um zu baden, es ist ja immer noch sehr heiss. Gegenüber laufen noch ein paar Afghanen durch, wir winken uns zu.
Am nächsten Tag geht es bis Zigar noch auf dem perfekten Asfalt weiter, wirklich sureal die aufwendigen Betonbauten hier. In Zigar gibt es zum Glück noch einen Laden mit einer RC-Cola. Am Polizeiposten vorbei geht es nun auf der Schotterpiste in die grossartige Schlucht. Letztes Jahr hatte ich sie nicht durchgehend geniessen können, da ich am Abend noch auf der Suche nach einem minenfreien Schlafplatz war. Die Polizisten bekommen wir trotz lauter Anrede nicht aufgeweckt und fahren also ohne Eintrag ins Buch weiter. Dafür winkt uns wenig später ein Militärposten zu. Wegen des schlechten Erlebnisses letztes Jahr auf diesem Abschnitt hoffe ich, dass wir keine Militärpatrouille unterwegs treffen und in der Tat alles verläuft glatt.
Nur die Hitze macht uns zu schaffen. Am verlassenen Bauarbeiter-Camp der Iraner geht es vorbei, unterwegs kommen uns noch ein paar Hirten mit einer Ziegenherde entgegen, hoffentlich erwischt kein Tier eine Mine. Kurz darauf finden wir eine Felswand, die lange genug Schatten bietet. Nach der Mittagspause dauert es noch etwas, bis wir aus der Schlucht herauskommen. Am Ausgang gibt es noch ein Bad im Panj, der braune Fluss macht zwar nicht sauber, aber kühlt schön ab. Es folgen jetzt wieder die ersten Dörfer, die Landschaft wird sehr offen und grasig, auch die afghanische Seite hat jetzt einen anderen Charakter und auch die Strasse. Während diese in der Schlucht ordentlich hergerichtet war ist sie jetzt nicht wieder zu erkennen, teils tiefstaubig, teils sehr ruppig. Dieser Feinstaub ist wirklich interessant, so etwas ist mir vorher nicht untergekommen. Als ich das letzte Jahr hier durch bin, hatte es zuvor noch geregnet gehabt, daher war der Untergrund noch schön festgefahren. Dafür müssen wir dieses Mal nicht durchs Wasser, der Bach vom letzten Jahr, der einen Musso zum Opfer hatte, führt quasi kein Wasser. In der Ortschaft darauf kaufen wir noch kurz etwas ein und fassen Wasser. Auf dem Anstieg nach Shuroabad soll es erst einmal kein Wasser mehr geben und es ist bald Abend. Daher bunkern wir viel Wasser, beim Polizeiposten gibt es davon sogar Klares. Nach einem kleinen Umweg auf der alten Strasse verlassen wir den Ort und werden noch einige hundert Meter von der Dorfjugend begleitet, bergauf sind wir ja nicht so schnell.
Ich habe einen Übernachtungsplatz im Auge, dazu müssen wir aber noch etwas rauf fahren. Am Strassenrand bieten sich nicht viele Alternativen. In der Tat ist die ausgeschaute Krete ideal, ein kleiner unbenutzter Weg führt auf ihr entlang. Auf diesem schlagen wir unser Zelt auf. Man hat einen super Blick von hier auf das Panjtal unten. Nachdem das Zelt steht schrecken wir kurz auf, es hat doch noch Leute hier. Mitten aus dem Gebüsch kommt eine Gestalt hervor. Es ist ein französischer Radler. Er hatte sich hier am Nachmittag perfekt geschützt in einen Graben gelegt, wohl um unauffällig zu sein. In der Tat wird ihn hier niemand finden. Wir unterhalten uns noch gut am Abend, es ist interessant seinem Reiseplan zuzuhören. Mit viel Gepäck und einfacher Ausrüstung will er weiter auf dem Pamir Highway fahren. Wir geniessen noch den genialen Sonnenunter - und Mondaufgang, das ist ein idealer Abschied vom Pamir.
Der nächste Morgen bringt erst einmal einen harten Aufstieg zum Pass, es hat mehr Asfalt als ich in Erinnerung hatte, das liegt wohl daran, dass man in der Abfahrt eine Strasse für schlechter hält, als beim hochfahren. Während der Passauffahrt begegnen wir noch einem deutschen Wohnmobil. Das ältere Pärchen ist auf dem Weg nach China, anscheinend nicht zum ersten Mal. Sie erzählen von anderen Radlern im Lande, u.a. einem Uruguayani und von ihren anderen Reisen, anscheinend macht ihnen der Papierkram für China nicht so viel aus, für besondere Permits muss man wohl schon mal ein paar Tausender investieren. Daher geht es dieses Jahr über den Torugart.
Irgend etwas muss ich erwischt haben, zumindest habe ich ziemliche Bauchschmerzen. Aber es ist ja nur noch diese Auffahrt und dann eine entspannte Abfahrt nach Kulyab. Es ist interessant, wie grosse Ortschaften es oben am Pass hat, dort gibt es eine Hochebene mit ziemlich intensiver Nutzung. Vor der Abfahrt gibt es noch einen letzten Polizeiposten, 10 m daneben noch das Militär und dann können wir das erste Mal hier im Lande unbeschwert auf Asfalt eine lange Abfahrt unternehmen, vorbei am Truppenübungsplatz wo wohl gerade ein grosses Manöver läuft. Am Ortseingang von Kulyab halten wir an einem Truckerrestaurant, um zu fragen ob uns nicht jemand nach Dushanbe mitnehmen könnte.
Danke, für die Einblicke. Nehme mir bald mehr Zeit.
AntwortenLöschenWeiterhin viele gesunde Touren !
Alexandros