Mittwoch, 30. September 2009

16.7. Eiskalter Sommer in Kasachstan

Zeltplatz am Fluss
Das Tröpfeln in der Früh verheißt mal wieder nichts Gutes und ein Blick durch den Lüftungsschlitz zeigt nur grauen Himmel. Nach Norden hin ist aber mit mehr Regen zu rechnen. Dennoch mache ich mich etwas langsamer als sonst ans Aufstehen und Zusammenpacken. So komme ich gegen 8.30 los. Nach Karkara gibt es weiter Ripio, dort angekommen fängt dann aber der Asphalt an. Kurz vor dem Ort gibt es nochmal eine schnelle Passkontrolle. Leider fängt es jetzt stärker an zu regnen, so dass ich im Örtchen Karkara an der Bus/Taxihaltestelle Unterstand suche. Von dort kann man natürlich auch direkt nach Almaty mit dem Auto fahren. Ein älterer Herr meint, dass es dieses Jahr nur regnet und kalt ist. Ich schaue auf den Tacho, mit meiner Körperwärme hatte er beim Draufstecken 18 °C angezeigt, jetzt sind es 10°C. Aber der Herr macht mir Hoffnung, hinter Kegen, wo es einen Geldautomaten geben soll, kommt ein Pass und dann eine Abfahrt, dann wäre ich aus den Bergen raus und dort ist immer Sonne und warm. Nach 1.5 h Abwettern, lässt der Regen nach. Der Wind hat aufgefrischt und ich brause an der Grenze meiner Übersetzung nach Kegen.
Noch'n Pass
Lisa aus Schweden
Dort ist die Bank schnell ausgemacht, doch der Bankomat ist eingegittert, obwohl er an ist. Eine Kasachin klettert durch das Gitter und bekommt prompt ein Donnerwetter des Gorillas der Bank verpasst. Der Automat geht nicht, eventuell funktioniert er Nachmittag wieder. Super, dann muss ich mich halt drinnen am Schalter anstellen. Aber dort heisst es dann: Nur $. Pah, ich bin entrüstet und stürme auf Kasachstan fluchend aus der Bank: Was für ein 5.Welt-Land hier, kennen die noch nicht mal den Euro. Zwar habe ich durch die vorherigen Wechselaktionen noch ein paar Dollar, aber die will ich aus Protest nicht wechseln. Also bis Almaty ohne Geld? Während ich aus Kegen rausradle, überlege ich mir, ob ich mit dem Essen auskomme. Sollte gehen, aber Trinken? So fahre ich, immer noch mit ordentlich Rückenwind den Pass rauf, auf meiner Seite geht es nur wenig rauf, dafür auf der anderen Seite umso mehr runter. Mit dem Wind werden im Nu ordentliche Abfahrtsgeschwindigkeiten erreicht, muss aber immer wieder gut runterbremsen, da der Lowrider mit dem Werkzeug drinnen sich heftigst aufschaukelt und ein sehr eigenartiges Lenkgefühl hinterlässt. Auf einmal erblicke ich auf der Gegenseite jemanden, der so aussieht, wie ein Radler. Und in der Tat, beim Näherkommen entpuppt sich die Person als Reiseradlerin. Es ist Lisa aus Uppsala, sie kommt mir schiebend entgegen, da der Gegenwind so stark ist. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, sie ist in Almaty gestartet und daher erst kurze Zeit unterwegs. Wobei, ganz stimmt das nicht, da sie den weiten Weg von Uppsala mit der Bahn zurückgelegt hat. Von Schweden nach Finnland, dann nach St. Petersburg und Moskau, von wo die lange Fahrt nach Almaty startet. Dabei hat sie wohl in der zweiten Klasse Anschiss von der Zugbegleiterin bekommen hat, weil sie ein Rad mitnehmen wollte und auch mitnahm (gut verpackt). Das eigentliche Reiseziel ist Kirgistan, dafür bekommt man in Almaty recht schnell ein Visum, kann aber erst morgen einreisen (das russ/sowj. Visawesen eben). Da war wohl zu viel Rückenwind im Spiel, heute hatte sie zum ersten Mal Gegenwind und in der Nacht Gewitter. Wir tauschen uns über Kirgistan aus und ich erzähle ihr, was ich für wichtig halte, Hunde, rücksichtslose Autofahrer, besondere Strecken, Versorgung etc. Einen rücksichtlosen kasachischen Fahrer hatte sie wohl gerade erst gehabt, der hat sie wohl aus der Gegenrichtung kommend, versucht von der Strasse zu fahren, was ihm auch gelang, da sie zur Vermeidung eines Unfalls in den Strassengraben ausweichen musste. Lisa ist das erste Mal auf großer Tour mit dem Rad nicht aber sonst, die letzte große Tour ging ein Jahr durch Südamerika, aber das viele Bus fahren ist ihr wohl auf den Geist gegangen, weshalb nun das Rad ausprobiert wird. An ihrem nagelneuen Rad stelle ich noch ihren vorderen Umwerfer ein und wir tauschen noch etwas Geld aus, so im Gegenwert von 10 €, Super! Ich erfahre noch, dass wohl ein weiterer Pass ansteht und noch 2 Orte kommen, einer mit Einkaufsmöglichkeiten. Nach einiger Zeit verabschieden wir uns, ich war wohl der erste Radfahrer, den sie hier traf und vor ihr hatte ich zum letzten Mal an der tadschikischen Grenze Radfahrer getroffen.
Mein Rad hat auch mal wieder ein Photo verdient
Der Charyn, nahe des Canyon
Alte Piste
wohl wenig befahren
Letzter Pass heute
Mit Reiter oben
Im nächsten Ort gab es wider Erwarten doch ein paar Läden, aber leider ohne Brot, oder mit altem Brot. Dafür waren zentralasiatische Gummibärchen vorhanden. Nach dem Ort geht es lange sanft geneigt geradeaus, so dass man mit 40 kmh runtersausen kann, bis auf einmal der Wind jäh dreht und ich gerade mal mit 15 kmh vorwärts komme. Tja das wars wohl erst einmal mit easy going. Scheint wohl bis Almaty zäher zu werden. Zudem läuft die Strasse gerade ins nächste Gewitter. Zum Glück dreht sie aber dann aber kurz davor ab. Schneller als erwartet kommt der Sharyn Canon, oder besser gesagt, das was man von der Strasse davon sieht. Der eigentliche Canon wird ja separat angefahren. Die Felsformationen sind aber auch hier eindrucksvoll. Leider muss jetzt erst einmal wieder aus dem Canon herausgefahren werden. Ich nehme dazu teils die alte Strasse, die wohl stehen gelassen wurde. Danach schließt sich aber als weitere Steigung der von Lisa angekündigte Pass an. Leider weiter mit viel Gegenwind, daher lass ich auch den darauf folgenden Abzweig zum Pass aus, das hätte auf dem Rückweg wieder viel Gegenwind bedeutet.
Seltsames Phänomen
War dann doch nur leichter Regen
Ein paar Kilometer weiter beunruhigt eine Regenwand, oder was soll das sein? Aus den Dunklen Wolken kommt eine ziemlich dichte Wand daher. Oder wird da was aufgewirbelt? Da sieht es auch nach Wirbeln aus. Könnte also eventuell auch ein Sandsturm sein? Aus Vorsicht wickle ich schon mal den Chech adäquat. Doch dann beginnt es zu tröpfeln, so dass die Kamera weg muss und der Anorak vorgeholt wird. Aber irgendwie wird der Regen nicht stärker, trotzdem ist die Sicht stark reduziert. Komisch, auf jeden Fall hat der Gegenwind stark zugenommen und ich komme nur sehr langsam vorwärts. Kurze Zeit später kommt auch noch eine Strasse dazu,in meiner Karte eine Nebenstrasse, aber der Beschilderung und dem Verkehr nach eine Hauptstrasse. Ich weiche jetzt öfters in den Graben aus, die LKW und Autos hupen meist rechtzeitig. Später als geplant ist Köktep erreicht, hier soll es einige Läden haben. Außerdem hat es ein Wasserhahnsymbol, tatsächlich gibt es fließend Wasser an mehreren Brunnen. Nach einem Einkauf, bei dem ich die Verkäuferin mal wieder auf die richtigen Preise hinweisen muss, geht es weiter. Eigentlich wollte ich ursprünglich schon von Kegen aus in die Berge fahren, aber laut Karte gab es zum einen keine sichere durchgehende Verbindung, oder aber nur sehr umständlich. Zum anderen war ich jetzt froh gewesen nicht immer dort bei den höheren Bergen gewesen zu sein, da dort noch mehr Regen zu sein schien. In Kökpek hatte ich mich jedoch vergewissert, ob gleich der Abzweig zu einer Nebenstrecke abgeht. Und in der Tat ist der Abzweig nach Bartogay gleich hinter dem Ort, sogar asphaltiert. Erst am See muss ich mich dann zwischen Piste und Asphalt entscheiden. Da aber nur die Piste über den Fluss führt, wenngleich deutlich länger, als wenn es eine Möglichkeit über den Damm geben würde, aber die gibt es gemäß meiner Recherche nicht, ist die Wahl klar.
Die Piste hat ordentlich Wellblech und am anderen Ufer sehe ich schon böse Zeichen, Staub wird stark aufgewirbelt. Der Gegenwind nimmt nochmal stark zu, so dass ich im ersten Gang mit 6-8 kmh vorwärts komme. Atacama-feeling. Endlich erreiche ich die Brücke, von der ich erstaunlicher Weise nicht heruntergeblasen werde. Kurz vor dem Abzweigen der Piste vom See in die gewünschte Richtung wird der Schlafplatz eingerichtet. Der Aufbau erfolgt nach allen Regeln der Kunst bei Starkwind und das obwohl der Boden hart ist und die Heringe nur schwer reingehen. Die Sturmleinen müssen wie so oft mit Steinen abgespannt werden. Bei der Brücke hatte ich noch einen Schäfer getroffen, der seine Tiere zum Hof zurücktrieb, es war schon am Dunkel werden. Er erklärte mir noch kurz den Weg nach Asi, so dass ich morgen beruhigt weiter fahren konnte.
Als ich schon im Zelt liege gibt es draußen nochmal Geräusche, die entpuppen sich als Motorradfahrer und Offroader, welche die Piste noch im Scheinwerferlicht dahinbrausen. Komische Gesellen hier.
Fluss bei Bartogay
mündet in nämlichen See
Zeltplatz
Mit nettem Aufpasser

Dienstag, 29. September 2009

15.7. Im Angesicht des Khan

Meine Gastgeber
Kleine Hütte in den Bergen
Blick zur Weggablung zurück
Entlang des Sary Djaz
Am Morgen scheinen die Zimmer ungewöhnlich hell beleuchtet. Das Aufstehen fällt daher leicht, und tatsächlich, es regnet nicht mehr. Es ist so eine neblig/sonnige Stimmung, wie hinter der At Bashy-Kette. Also richte ich schnelldie Sachen her. Der Hausherr probiert noch kurz das Rad, welches die Aktion aber dennoch überlebt. Nach einem Tee geht es dann weiter, ich bin schon auf die Kontrolle bei den Soldaten gespannt. Zunächst können aber noch die letzten Kilometer asphaltierter Asphalt ausgekostet werden. Diese sind aber auch bald vorbei. Der Abzweig nach links über die Brücke kommt bald und es geht dem Fluss Sary Djaz entlang. Die Piste ist nicht in so üblem Zustand, wie befürchtet. Ich stoße sogar auf eine Planierraupte, die einen Abschnitt herrichtet, der wohl häufig vom Fluss erodiert wird. Nun kommt auch der in der Karte eingezeichnete erste Weiler Kensuu in Sicht. Nach einem kurzen Small Talk mit dem Hirten geht es weiter, er meinte, ich bräuchte hier nur einen Pass. Es hat hier sogar ein Yak, das mal nicht Reissaus nimmt, sondern auf mich zugeht, anscheinend kommen hier häufiger Touris durch. In der Tat bieten einige Agenturen hier in der Gegend Trekking an, man kommt von hier gut in die Inylchek-Region, mit dem bekannten Gletscher und den kirgisischen Eisriesen, welche aber immer noch unnahbar sind.
Der Fluss nimmt sich auch mal Strasse
Das Tal weitet sich wieder
Viel Weide
Die ersten Schneeberge
Kleine Gegensteigung
Wow, die 5000er
Es wird steiniger
Gehöft nach den Soldaten
Nach einer Stunde treffe ich auf eine Patrouille von Soldaten zu Fuss. Natürlich wollen sie die Dokumente sehen und auch das Propusk, also braucht es doch ein Borderpermit. Aber nach kurzer Diskussion ist alles OK. Dann kann der Stützpunkt (Eckcili Tash) ja nicht mehr so weit sein. Nach einem kurzen knackigen Anstieg auf die Terrassenfläche geht es flach dahin, ein weites Weideland hier auf fast 3000 m. Von Weitem sieht man schon den üblichen Wachturm und nach kurzer Zeit stehe ich vor der Schranke. Nachdem dort niemand ist, wird erst einmal zum Lager gestikuliert. Ich werde runter zum Lager gewunken und der Soldat am Wachturm neben der Schranke angeherrscht, weil er wohl gepennt hat. Auch hier komme ich mit der Kopie gut durch. Alles klar! Kurz wird noch nach der Strasse gefragt, nach 5 km solldie richtige Strasse wegführen, an einer Verzweigung und auch einen Khan Tengri-Blick soll man später noch haben. Also gehts weiter und kurze Zeit später wird auf die überstandene Kontrolle hin ausgiebig gepicknickt. Als nach 5 km nichts kommt, werde ich unruhig und frage am nächsten Hof. Dort deutet man den Hang rauf: hier geht es nach Karkara. Ich bin etwas perplex, da ich da wohl radelnd nicht raufkomme, aber eine Spur von einem Geländewagen gibt es wohl. Ich frage nach einer Alternative, eventuell auf größerer Strasse. Die scheint es zu geben, aber die hier wäre schneller. Dennoch bleibe ich lieber erst Mal in der grossen Piste, wo ich nach 2 km wieder unruhig werde, als die versprochene Abzweigung immer noch nicht kommt. Sind damit wirklich nur die paar Reifenspuren gemeint? Die AV-Karte ist für Pisten leider überhaupt nicht zu gebrauchen, auch viele Gebäude sind nicht eingezeichnet, die scheinen irgendeine uralt-Karte als Grundlage verwendet zu haben, sogar die Piste über den Chon Asuu ist nicht richtig eingezeichnet, obwohl diese laut Denkmal vor dem Pass in den 80er Jahren gebaut wurde und die AV-Karte noch nicht mal ein Jahr alt ist, sogar google-Earth ist da hilfreicher.
Noch mehr Schneeberge
Ins Hintere Sary Djaztal
Permanente Beobachter, aber schwer zu fassen
Abschied vom Sary Djaz
Khan!
Näher kommt man hier nicht gut an die Berge (per Rad)
Am Minipass
Zu guter Letzt sehe ich doch etwas, das nach geschobener Piste in die richtige Richtung aussieht. Und tatsächlich, schon sieht man auch den steilen Zacken Khan Tengri, der mir von den Soldaten an dieser Kehre angekündigt wurde. Nun steilt sich die Piste ordentlich auf und immer mehr Schneeberge tauchen auf. Schon vorher waren welche zu sehen, aber das waren eher die hohen 4000er und niedrigen 5000er. Hat halt noch verdammt viel Schnee hier, da schaut ein Berg schon mal höher aus, als er ist. Doch jetzt bekommt man nach und nach das eindrucksvolle Panorama der hohen 5000er bis 6000er zu sehen. Die Piste ist nicht mehr super, aber doch passabel, nur scheint hier fast kein Verkehr unterwegs zu sein, zumindest gab es in letzter Zeit keine frischen Spuren. Bald flacht die Piste ab und der niedrige Pass (3350 m) ist erreicht.
Abfahrt nach Karkara
Sturzacker
Schon besser
Kleines Pferdetreiben
Wieder viel Vieh unterwegs
Flaches Tal raus
Nun geht es Richtung Karkaratal. Zuerst steil, teils auf üblem Sturzacker, dann wird es sehr flach und das Tal weiter sich, die ersten Weidetiere und Jurten tauchen wieder auf. Die sind recht zahlreich hier. Es geht eine ganze Weile flach dahin. Erst als der Fluss Karkara dazukommt und man direkt an der Grenze ist, wird es nach und nach steiler. Auf einmal kommen mir zwei Reiter entgegen, eigentlich etwas alltägliches. Aber jetzt ist auch ein Touri dabei. Ein Franzose, der in Lausanne arbeitet, die Franzosen scheinen recht begeisterte Reiter zu sein. Sein Companon kommt später, sie sind auf 6tägiger Tour nach Inylchek und dann nach Karakol. Als ich ihm die Karte zeige, dreht sein Pferd durch, es mag wohl das Geknister der Karte nicht. Ist auch der erste Tag und sie sind noch guter Dinge, hehe, kennen wohl das normale Wetter nicht, heute scheint die Sonne.
Schon steiler
Bäume haben was Schönes an sich
Durch den Wald
Immer noch Wald
in den Himmel ragend
Jetzt beginnt so richtig die steile Abfahrt und ziemlich zügig bin ich an der ersten Siedlung, ein Weiler mit kirgisischer Flagge und auf der anderen Flussseite, es hat eine Brücke, ein Haus mit kasachischer Fahne. Bin ich schon an der Grenze? Anscheinend nicht, wie sich nach fragen herausstellt, es geht noch einige Kilometerweiter bis zu den Soldaten, die nochmal das Permit kontrollieren. Von dort sehe ich schon in der Weite des Graslandes so etwas, wie die Grenzabfertigung. Allerdings muss man dazu erst einmal in die Gegenrichtung fahren, zu einem kleinen Ort, von wo aus die Strasse dann wieder nach Nordosten führt. Im Ort werden noch ein paar Snickers gekauft, und dann noch, sogar auf Asphalt zur Grenze gerollt. Der erste Kirgise winkt durch, beim zweiten bestehe ich dann auf dem Stempel und schon geht es auf die kasachische Seite der Abfertigung. An der Grenze steht nur eine Handvoll Autos herum, also wirklich ein ruhiger Übergang, der dennoch professionell abwickelt. Auch die Kasachen sind einfach erledigt, erst wird ein Photo und ein Stempel reingehauen. Leider werde ich aber nicht registriert, aber der Grenzer meint, dass das sich noch gut ausgeht, wenn ich am 20. fliege. Nach 5 Tagen brauche man eigentlich die OVIR-Registrierung. Schon bin ich wieder unterwegs Richtung Karkara. Die ersten 2 km auf Asphalt, der leider aufhört und sich in eine üble Rumpelpiste verwandelt. Und nun droht auch noch neuerlich Regen. Es sind dunkle Wolken aufgezogen und es blitzt sogar. Zum Glück bin ich schon etwas weg von den Bergen, aber über der nahen Zufahrt zur Grenze auf kirgisischer Seite geht gerade ein ordentlicher Schauer nieder. Hier im weiten Grasland dauert es etwas, bis ich einen geeigneten Platz finde, ich fahre eine geteerte Seitenstrasse rein, an deren Ende allerdings ein Haus steht. Kurze Frage und ok, obwohl der Mensch meint, dass das eine teure Nacht würde. Aber anscheinend bin ich nicht der einzige Camper hier, einige teure Fahrzeuge von Städtern stehen auch am Fluss, teils mit Zelt. Ein paar kommen sogar kurz auf Besuch und erklären, sie seien aus Almaty und ob mir hier nicht zu kalt wäre. Der liebe kalte Sommer dieses Jahr halt. Dann habe ich meine Ruhe und kann ausgiebig Nudeln und Tee geniessen.
Vermeintliche Grenzstation
Abschied vom Tien Shan
Letzte kirgisische Bewohner

Montag, 28. September 2009

14.7. Auf dem Weg Richtung Inylchek

Ruhe nach/vor dem Regen
Beginn der Steigung zum Chong Asuu-Pass
Tolle Teerstrasse für eine Ex-Mine
Dissintegrierte Brücke
In der Früh ist die Perspektive beim Aufstehen mal wieder nicht so günstig, es tröpfelt. Doch nachdem ein Fleckchen blauer Himmel ausgemacht ist, werde ich doch munter, die Berge sind aber noch ganz in Grau. Als ich fertig bin, sieht es in den Bergen besser aus. Richtung Inylchek ist heute ein ordentlicher Pass zu überwinden. Bis 2500 m geht es sogar geteert bergauf, dann folgt ein guter Kiesbelag. Doch schon wieder droht Regen. Ich pausiere kurz um ihn passieren zu lasen. Nach den in der Karte eingezeichneten Gebäuden geht es ins Hochtal. Vorher war mal ein flaches Stück gewesen. An der letzten Jurte unterhalte ich mich etwas, jetzt kommen erst mal keine Hirten mehr. Hinter mir droht schon wieder Regen, so dass ich ordentlich in die Pedale trete, manchmal kann man ja tatsächlich Gewitterzellen vermeiden.
Erstes Hochtal mit viel Wasser (auch von oben)
Gutes Vorkommen auf guter Piste
Die letzten Häuser (Strassenmeisterei)
Die Kinder von der letzten Jurte vor dem Pass
Es sieht nach Schnee aus
Mittelhohe Berge
Schlusssteigung
Blick zurück ins grüne Tal
An der Schlusssteigung zum Pass kommt mir ein LKW entgegen. Er bleibt in der ersten Kehre stehen, die Insassen steigen aus. Ich halte auch an. Es ist eine Gruppe von holländischen Vogelbeobachtern. Ich werde auf einen Tee eingeladen, dazu gibt es Brot und aus ihren Lunchboxes bekomme ich jede Menge weiteres, Bounty, Tomaten, Eier, Käse, Kekse, was die Leute eben so nicht mögen aus ihrer Box. Einer aus der Gruppe wohnt in Almaty und bietet mir sogar an, dass ich im Falle bei ihm übernachten kann und gibt mir noch ein paar Tipps für Kasachstan. Von den kirgisischen Touroperatoren (Ecotours aus Karakol) erfahre ich, dass ich doch noch in die Borderzone muss und es zwei Posten gibt. Zur Beruhigung lege ich ihnen noch schnell meine Permitkopie vor, die ja eigentlich abgelaufen sein sollte, aber sie meinen das sollte schon gut sein, hoffentlich. Nach Inylchek wollte ich sowieso nicht, aber den gleichen Weg zurück ebensowenig.
Endlich mal alpiner in Kirgistan
es wird kühler
Pass in Sicht
wo kommt der ganze Schnee her?
Hier wurde kürzlich geräumt
Aus den Alpen sind ähnliche Schneeprofile bekannt
Letzter Blick zurück
Abfahrtsfreuden
Daraufhin wird abgeräumt und die Fahrt fortgesetzt, es sind noch einige Kehren zum Pass, ein paar Autos passieren mich noch, ganz so einsam ist es hier also nicht. Teilweise liegt noch Schnee am Wegrand, der Pass wurde wohl vor kurzem noch frei geräumt. An der Passhöhe gibt es sogar noch ein altes Gebäude, in dem sich Straßenarbeiter eingenistet haben. Dann beginnt die lange Abfahrt.
Strassenbau
Der Teer hat mich wieder (kurz)
Werbung für die Geisterstadt?
Heutransport
Der Teer fängt so auf 3300 m wieder an, so dass es recht zügig runter geht. In Ortuk stoppe ich und filtere etwas Wasser. Ein Einheimischer kommt dazu und lädt mich auf einen Tee ein. In Ortuk stehen keine Jurten, sondern der Ort besteht aus zwei Häusern. Das trifft sich gut, da es gerade mal wieder nach Regen aussieht. Etwas komisch ist der Einheimische schon, er will wohl Geld haben. Im Haus ist gerade Besuch aus Bischkek, dem zu Ehren gerade ein Schaf geschlachtet wurde, es wird wohl abends Beschbarmak geben. Der Regen hindert mich nun leider an der Weiterfahrt, ich wäre heute noch gerne bis zum ersten Militärposten gefahren. Letztendlich bleibe ich aber in Ortuk, da der Regen immer stärker wird und bis am Abend nicht aufhört, trifft sich mal wieder gut, dass das an einem Haus passiert. Der Besuch aus Bischkek ist recht nett und gesprächig. Es ist der Vater des Einheimischen Viehbesitzers, sowie die Schwägerin des Vaterssamt Mann und dessen kleiner Bruder und einige Enkelkinder. Der Mann war wohl früher Politiker und ist jetzt ins Baugeschäft umgestiegen, er besitzt einen Laden für Bauartikel. Für einen Pathfinder reicht es. Seine Frau textet mich auf Russisch ganz schön zu, aber ich verstehe leider nicht alles. Draußen wird weiter das Schaf zerlegt, die Haut ist schon ab und jetzt werden allerlei Innereien gewaschen, Kot aus dem Darm gedrückt etc. Nachdem es weiter regnet, bleibe ich noch. Und irgendwann ist Abend und ich darf ein zweites Mal Beschbarmak essen. Dieses Mal ist er auf jeden Fall besser zubereitet, aber im Prinzip ähnlich, wie hinter At Bashy, erst gibt es Fleisch und "leckere" Innereien, dann Fleisch mit Nudeln. Neben den üblichen Gesprächen über Land und Leute, ich erfahre, dass Ingenieure hier wohl 200 $ im Monat verdienen, wird auch zum ersten Mal auf der Reise die Politik angesprochen, in knapp zwei Wochen sind Wahlen, wobei mir von der Plakatpräsenz schon fast klar ist, dass Bakyew, der momentane Präsident, wiedergewählt wird. Allerdings haben sich in den letzten Tagen auch Plakate von Atambajew dazugesellt. Ich werde aufgeklärt, dass Bakyew aus dem Ferganabecken kommt und daher eigentlich im Norden ziemlich unbeliebt ist. Wie der Vorgänger auch, soll er eine ziemliche Vetternwirtschaft betreiben, im wahrsten Sinne des Wortes, viele Familienmitglieder sollen davon profitieren. Durch die Wahlen wird keine Änderung erwartet, aber eventuell einige Unruhen. Das Land sei aber eigentlich zu klein, um sich vernünftig entwickeln zu können.