Nachdem es am Morgen leicht tröpfelte und ein Kontrollblick etwas bedecktes Wetter zeigte, bleib ich noch etwas liegen. Aber das war mal wieder eher Bequemlichkeit, an sich war es nur gemischt bewölkt, wie ich beim Aufstehen feststellte. Dabei sah es am Vorabend schon eigenartig aus und versprach schlechtes Wetter.
Nach einer missglückten Bachüberquerung zurück, kann es dann losgehen. Am Anfang gibt es noch kurz ein paar Tropfen, aber dann wird es sogar richtig Warm. Die Strasse geht weiter am Bach entlang, bis zur angekündigten Wand des Moldo Asuu-Passes^, dessen Ende nicht zu sehen ist. Wie die Wetterstimmung, ist meine Stimmung auch etwas gedrückt und so geht es langsam dahinsinierend rauf. Erst gegen 12 bin ich dann oben und kann in einiger Entfernung den See ausmachen. Was für ein Landschaftswechsel!
Erst das mehr alpine Tal mit Fichten nach den überwiegenden Badlands des letzten Tages, nun aber eine weite offene grüne Fläche, mit See umkränzt von einigen höheren Bergen. Überall stehen Jurten herum und viel Vieh (Pferde, Schafe und Kühe) sind auf der Weide, ohne Zaun natürlich. Ich fahre die flachabfallende Strasse mit Rückenwindunterstützung zum See, wo ich zum Mittag ein paar Kekse knabbere. Leider war es deutlich zu frisch zum Baden. In einiger Entfernung entladen sich einige Wolken mit heftigen Regenschauern, doch nicht so freundlich heute, das Wetter. Dann geht es am südlichen Seeufer weiter nach Osten, auf Verdacht, dass eine Strasse nach Naryn führen würde. Immer wieder sind auch kommerzielle Jurtencamps angeschrieben. Man erkennt diese auch daran, dass mehrere Jurten beisammen stehen und das Klo gut hergerichtet ist. Aber die meisten Camps sind noch nicht in Betrieb. Nur 2-3 Autos die ich sehe kann ich Touristen zuordnen, es ist also noch Vorsaison.
Am Ostende angelangt befindet sich vor der Brücke über den Song Kul-Fluss eine Kreuzung. Zum Glück sind dort zwei Kirgisinnen, die auf Ferien sind und den Weg kennen, sie warten auf eine Mitfahrgelegenheit. Der Weg nach Naryn geht erst mal rauf. Vor einer Steigung steht ein altes Auto, mit offener Motorklappe. Ich grüße und fahre den Anstieg mit mehreren Verschnaufpausen. Und da wollen die hoch? Ganz schön steil. Kurze Zeit später sehe ich den Wagen Anlauf nehmen, doch im flacher werdenden Steilstück ist Ende und der Wagen wird wieder rückwärts heruntergerollt. Wie die Bemühungen ausgehen weiss ich nicht, zumindest überholt mich der Wagen nicht mehr.
Schließlich gelange ich am kleinen Pass an. Doch auf der anderen Seite geht es in vielen Kehren von 3200 m auf 2500 m runter. Bisher war der Belag ja ganz gut, aber jetzt kommt ein Sturzacker mit vielem Grobgeröll, da wundert es mich, wie die ganzen Audis (in Kirgistan wohl Fahrzeug Nr. 1) rauf und runterkommen. Die Sonne ist leider weg und es sieht nach Regen aus. Daher mache ich mich auf, dem Tal zu folgen um nicht in den Regen zu kommen. In der Ferne hat man von oben schön eine Gegenstigung gesehen, wie sich auf der Karte herausstellt geht es nochmal auf 3000 m.
Es geht zunächst ein wunderschönes Hochtal dem Songkul entlang, der Fluss muss vom See aber auch gut Gefälle hinter sich gebracht haben. Es sind hier fast keine Viecher zu sehen, aber das dürfte daran liegen, dass schon alles abgegrast ist, daher sind wohl alle Jurten so weit oben am Song Kul. An einer Stelle wird gerade das letzte Lager abgebrochen, ein Kamel wird beladen. Die Gewitter kommen etwas näher, daher forciere ich das Tempo etwas um das Tal raus zu kommen. Nach einer kurzen Pause geht es ein Tal rauf, am Songkul geht es nicht weiter. Die Gewitter treiben mich weiter, ich will doch nicht nass werden, von 2500 m auf 2700 m geht es gut, da nicht so steil. Dort wo die Kehren vorher in der Abfahrt waren, krachte es gewaltig und gießt es in Stömen, ganz weiss scheint es dort, in der Tat hat es wohl Schnee oder Graupel. Nun tröpfelt es auch bei mir. Ich fahre noch bis auf 2800m, da ist eine Kehre, die mich wieder in Gegenrichtung auf Gewitterkurs bringen würde. Daher wird kurz gestoppt und mit GPS und Karte die Lage analysiert, doch über mir entwickelt sich schon aus zunächst harmlosen Wolken eine neue Zelle, Mamati und Grollen. Ich folge daher ein paar Spuren im Gras um einen geeigneten Zeltplatz zu finden, heute geht es wohl nicht mehr weiter. Der erste Platz ist mir zu exponiert, daher geht es noch über den Rücken zu einem Talgrund, und siehe da, was steht dort?
Eine kleine Holzhütte, aus der Rauch aufsteigt, ich lehne das Rad an und verkrümle mich unter das Vordach. Schon werde ich hereingebeten, ich richte noch die Sachen her für den erwarteten Regen (Ortliebs gut rollen). Vom Vordach aus sehe ich den Regenschleier schon kommen. Daher geht es rein in die warme Stube. Schon beginnt es mit grobem Graupel und ordentlich Regen. Nach einem Kymus und Tee wage ich einen Blick nach draußen. Es kübelt tatsächlich irrsinnig, von den Hängen strömt das Wasser nur so, die oben liegenden Hänge sind teils weiss, auf den Ortliebs ist auch Schnee, ab und an gibt es einige Houseshaker und Naheinschläge, die Schafe vor der Hütte schauen ziemlich bedröbbelt aus, es läuft ihnen wohl ziemlich kalt den Rücken runter und bei den Kühen bemerke ich warum sie Wiederkäuer genannt werden, obwohl sie nicht grasen, kauen sie auch im strömenden Regen gemütlich vor sich hin.
Zum Glück habe ich die Hütte gefunden, im Zelt wäre es deutlich ungemütlicher. Nur der Kymus ist etwas gewöhnungsbedürftig. Nach drei Stunden läßt der Regen nach und ich schaue daher draußen nach einem Schlafplatz. Im leichten Regen ist das Zelt schnell aufgebaut. In der Hütte würde ich wohl frisch gemachte Nudeln kriegen, die Frauen haben Fladen ausgerollt und formen diesen wieder zu einer Roulade, das Ergebnis lässt sich sehen. Bei mir gibt es auch Nudeln, mit Tomaten-Oliven-Sauce. Leider hatte ich den Ortliebtaschen zu sehr vertraut. Der Regen hat doch ordentlich gewirkt und so sind alle 3 leider auch innen nass geworden, Sauereio. Auch das Zelt ist recht feucht, das gibt eine mässige Nacht. Zudem liege ich mitten in einer Kuhherde, alles Rindsviecher, wie aus dem Buche, die treten auf meine Plastikflaschen, die knapp vor dem Zelt liegen und auch das Zelt ist nicht sicher, immer wieder zupfen sie an den Leinen. Wenn zwei Ochsen sich käppeln, dann ist auch der Ausgang nicht sicher, da wird auf mein Zelt leider keine Rücksicht genommen. Immer wieder muss ich laut werden, damit die Kühe ein wenig Abstand halten, na ja Pferde wären wohl noch kritischer, die Galoppieren einfach drauf los. Irgendwie komme ich dann dennoch zum Schlaf.
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