Samstag, 22. August 2009

2.7. Alternative Wege ins Ferganabecken und unangenehme Zeitgenossen

Zicklein an ehemaliger Zisterne
Nach einem Milchreis und ein bisschen Tee zum Frühstück, geht es nach Gultcha. Um 8 hat noch keine Bank offen, aber man sagt mir schon, dass wohl Euro nicht getauscht werden. Super, was mache ich dann? Nach Osch? Oder Kirgisien mit 19 $ durchfahren?
Zum Glück war der Türwächter der einen Bank nicht so gut informiert, eine andere Bank wechselt doch Euro in Som, sagt mir ein Angestellter vor Öffnungszeit. Ich werfe einen Blick durchs Schlüsselloch, da sieht es eher nach Optiker aus. Eine Tafel mit Zeichen drauf stellt sich als Währungsumrechnungstafel heraus. Super Euro sind auch drauf. Weil die Kassiererin etwas später kommt, versuche ich es bei der anderen Bank nochmal. Doch es gehen wirklich nur Rubel und Dollar. Daher wieder zurück. 100 Euro liegen am Schalter und Schwupp die Wupp bekomme ich 6000 Som, kein Pass keine Quittung, das ging aber schnell.
Team am Bewässerungskanal erstellen
Ewiges Strassendorf
Auf dem Weg zum Pass
Am Pass mit Jurten
Jetzt will ich noch Internet suchen gehen. Aber der Versuch ist trotz vieler Rumfragerei nicht von Erfolg gekrönt, obwohl die Leute immer wieder Ecken nennen, wo es sein muß. Entnervt verlasse ich die Stadt. Ich will nicht über Osch, sondern eine Alternativroute probieren. Es gibt deren mindestens zwei, nach Kara Kuldscha. Eigentlich hatte ich mir in Google Earth schon eine zurechtgelegt, aber ich entscheide mich dann doch für die Vorort gängigere Route. Die hat am Anfang sogar Asphalt. Sie ist wenig befahren und führt ewig durch ein Straßendorf, bis 1900 m, oder noch höher. Erst dann ist es einsamer. Vorher kann man den Leuten gut bei der Arbeit zuschauen, viele sind zu Pferd unterwegs, einmal wird von vielen Leuten eine Bisse angelegt. Der Asphalt ist nicht immer da, nach dem Ort ist nur Schotter. Weiter oben folgen Einzelgehöfte und ganz oben sind Jurten zu sehen, auch an der Passhöhe, die sogar einige große Hinweismonumente auf die Regionsgrenze hat. Dann folgt die lange Abfahrt auf nicht immer einfacher Strecke mit Gegensteigungen. Im Tal ist noch nicht Kara Kuldscha, das folgt erst nach einer Gegensteigung. Im Ort davor bekomme ich von einem Konditor noch einen Zopf geschenkt. Er ist aus Osch und beliefert gerade seine Kunden mit dem eigenen Auto. In Kara Kuldscha studiere ich dann die Karten, aber so richtig schlüssig werde ich dabei nicht. Da kommt ein Mann auf mich zu, nimmt die Karte und setzt sich in den Bus. Ich meine dass er eine eigene Karte hat und mir etwas zeigen will, doch er will die Karte wohl für sich behalten, die anderen Fahrgäste schütteln da nur den Kopf und die Karte ist schnell wieder bei mir, komische Leute hier.
Im Hintergrund hat es noch Schnee
Abfahrt nach Kara Bulak
Es zieht sich raus
Eigentlich wollte ich einen Weg ausprobieren, der über Salamalik nach Kosh Döbö führen sollte, doch der ist nur in der RKH-Karte drinnen und sonst nirgneds. Bei den Russenkarten hatte ich zwar Fahrspuren gesehen, aber das ist mir zu riskant, zumal der Schnee noch recht weit runter reicht und der erste Pass auf 3500 m ist. Daher fahre ich doch den Umweg über Uzgen und Djalalabad, leider. Im nächsten Ort, Myrza Ake dann noch ein unangenehmeres Erlebnis. Ein Auto stoppt hinter mir und der Beifahrer will mit mir reden. Ich halte, zunächst gibt es ein bisschen Smalltalk, dann bietet er mir weiße Kugeln an, so eine Art Milch soll das sein, ich lehne ab, genauso wie den Haschisch, den er darauf hinhält. Dann will er mir noch eine Kirgisin besorgen. Langsam langweilt es mich, bzw wird es mir zu bunt und ich will weiter. Doch er hält meinen Lenker fest. Darauf will er wissen, ob ich Dollar haben. Ich verneine, doch er läßt nicht locker, zeigt auf meine Hemdtasche, wo ich tatsächlich immer Kleingeld drin habe, ich verneine wieder, und sage, dass ich nur Som habe. Er will aber den Tascheninhalt sehen und wird langsam böse, fasst mir an das Hemd, droht mit Fäusten, hält mich am Kragen. Das ganze spielt sich im Ort ab, aber die Leute drum herum nehmen keine Notiz und greifen nicht ein. Mir wird unwohl und ich schalte auf "ne panimaju" und auf "paschalsta" um, immerhin muß ich dann nicht mehr diskutieren. Es dauert seine Zeit, bis ich einen Passanten aufmerksam machen kann, mein Gegenüber hält mich einen Augenblick nicht mehr so fest und ich kann mich losmachen und radle schnell aus dem Aktionsradius des Kerls und fahre schnell weiter Richtung Uzgen. Kurz darauf überholt mich das Fahrzeug, aber nur mit Fahrer. Ein sehr ungutes Erlebnis, am Schluss hatte er mir sogar verbal mit der Pistole gedroht. Jetzt hoffe ich, er stellt mir nicht nach. Vorsichtshalber ist das Pfefferspray jetzt in der Hosentasche.
Brücke vor Kara Kuldscha
Vollbeladen
Dummer Weise weiß er jetzt aus dem Gespräch, dass ich nach Dschalalabad und Kazarman will, er hatte mich sogar vor den bösen Menschen in Kazarman gewarnt.
Ich radle zügig noch mit etwas Schrecken auf Uzgen zu. Da kommt ein anderes Auto angefahren, dass mich wiederum anhalten will. Der Beifahrer schreit immer wieder "drug, drug" (Freund), aber mir reichen die drugs hier und ich versuche mehrmals höflich abzulehnen. Das fruchtet zunächst nicht und so geht es eine Weile vor, neben und hinter dem Auto her, bis er nach einigen Versuchen aufgibt.
Mir reicht es ziemlich, in Uzgen gibt es erst Mal eine 2 l-Pepsi und dann geht es weiter auf der Bypassstrase nach Dschalalabad, die letzten Tagesstunden nutzend. Wind und Straße sind günstig, nur ein Berg muß noch überwunden werden. Viel Verkehr ist unterwegs und gerade am Berg ist der oft vogelwild, die Spur rauf hat zwei Streifen, aber trotzdem kommen Autos runter, die ganz rechts auf meiner Seite sind. Nach einer schnellen Abfahrt, der Teer ist meist gut, so daß man nicht so mit Schlaglöchern rechnen muß, geht es in der Ebene weiter, ich bekomme unten noch eine Tip für eine "Bliska" (Abkürzung) und bin nach einigen Minuten in Dschlalabad, nun noch Nachtlager suchen.
An der Ecke Toktogul/Lenina frage ich und siehe da, in der Toktogul ist auch vom LP etwas beschrieben. Ich beisse in den sauren Apfel und akzeptiere die 450 Som, dafür gibt es gleich eine kalte Dusche, die erste seit ähm, sagen wir längerem. Da Internet schon zu ist, geht es nur noch zum schlemmen ins Restaurant. Pelmeni sind Tortellini und Schaschlik sind gut und günstig.
Nach dem Tag bin ich ziemlich geschafft und schlafe gut ein.

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