Der Morgen beginnt mit einem grandiosen Blick auf die Wakhan-Kette, die weissen Gipfel strahlen wieder um die Wette. Nach dem üblichen Abbau geht es gegen Khargush, zunächst eher flach und runter, vorbei an einem Gehöft, wo fleissig geschafft wird. Später trifft die Strasse wieder auf den Bach, der der nun Pamir heisst.
Manchmal gibt es mehrere Alternativen, meist, weil einer der Abschnitte schlecht fahrbar geworden ist. Am anderen Ufer in Afghanistan werden gerade Yaks mit Holz beladen, später sehe ich dort auch noch ein paar baktrische Kamele, welche der LP als Seltenheit anpreist. Bald darauf kommt aber noch eine Gruppe Kamele zum Vorschein.
Während ich schon eine Weile geradelt bin, kommt der erste Jep des Tages von hjinten, ein Lada, er hält an und es grüssen freundlich Francesca und Enrico, woraufhin sich eine längere Unterhaltung entspannt.
Francesca hat in Tadjikistan bei einer Uno-Organisation gearbeitet und ist nun fertig und nimmt ihren Abschlussurlaub. Den Jeep mit Fahrer hatten sie über Beziehungen bekommen, die einschlägigen Agenturen sind nämlich nicht so günstig.
Sie klärt mich noch etwas über die Strassensperrung vom ersten Tag auf. Diese muss nun wohl aufgehoben sein, da sie am Dienstag, also 4 Tage nach mir, durch konnten. Als Erklärung hat sie parat, dass ein tadjikischer General, der lange in Afghanistan gekämpft hat, mit einigen Kämpfern über die Grenze ist und nach Hause nach Tavildara kam. Insgesamt bleibt es aber weiter undurchsichtig. Andere erzählen, auf Touristenautos würde aus der Ferne dort geschossen, wieder andere, dass ein Erdrutsch dort war. Da aber die Strasse wohl später wieder gesperrt wurde, scheint das nicht plausibel.Fürs leibliche Wohl lassen die Beiden mir sogar eine Toblerone da. Da kann ich nicht nein sagen.
Kurz nachdem wir uns verabschiedet haben, passiere ich noch einen einzelnen einheimischen Wanderer, der von Khargush nach Langar geht. Er erzählt mir, dass vor 3 Stunden 3 Radfahrer an ihm vorbei sind. die werde ich wohl nicht mehr sehen, denke ich. Bis Khargush komme ich gut voran, an der Strassensperre ist niemand und so schaue ich zu den Baracken rüber, dort winkt man mich aus 300 m Entfernung weiter. Etwas unschlüssig stehe ich nun vor der Schranke, schiebe dann aber dennoch unter ihr durch.
Ein paar Meter weiter ist dann der Abzweig zum Militärlager. Da ich ja zum Zorkul will, was eine sehr einsame dafür aber schöne Strecke sein soll fahre ich zum Lagereingang. In einem Steinhäufchen sitzen 2 Soldaten, ich ich wohl etwas überrasche. Leider sprechen sie kein Russisch, auf mein Begehren wird daher erst einmal Lauthals Versträklung angefordert. Als keiner kommt, macht sich einer von Beiden auf um aus den Baracken jemanden zu holen. Nach einigen Minuten ist dann auch jemand da, dem ich mein Begehren schildere, der aber auch kein Tussisch kann. Daher wird schnell das Heft für die Registrierung geholgt, d.h. Pass- und Visadaten werden aufgenommen. Mit dem Flughafenzettel von der Einreise ist den Soldaten meist am Besten geholfen, da dort alles auch in tadjikisch steht. Nach der Aufnahme der Daten heisst es zur Weiterfahrt unten rum "NET", nur rauf zum Khargush darf ich. Da will ich erste einmal wissen, wieso. Nun muss nochmal Verstärkung angefordert werden, ein leger gekleideter Soldat kommt, mit Cap und Turnschuhen, der kann auch endlich Russisch. ERbegutachtet noch einmal den Pass und das Visum, stutzt aber beim GBAO, bis ich ihm zeige, dass Ishkashim auch drauf ist. Aber es fehlt noch etwas, eine "Rasreschenie". Diese soll in Khorog zu bekommen sein. Da ich trotzdem noch nicht ganz verstehe, wo die zu bekommen ist, lässt er ein Exemplar holen. Es ist doch ein Dokument vom Umweltministerium, das den Zugang zum Zorkul erlaubt. Da hatte der LP doch Recht, Schade, das mit der Erlaubnis wäre mir allerdings doch zu aufwändig gewesen. Diese braucht man, um in den Nationalpark dort zu kommen. Wie ich in Murghab bei Meta erfahre, wäre es aber nicht ganz so kompliziert gewesen, es ging eigentlich nur ums Geld, für 50 $ kann Meta wohl den Wisch augenblicklich in Murghab und Khorog aushändigen. Der Mann mit Cap, der sich als Lagerkommandant entpuppt ist ganz korrekt und lässt keine weitere Diskussion zu, so dass ich unverrichteter Dinge zum Khargush muss. Einen Bestechungsversuch starte ich erst gar nicht. Die Soldaten hier sind aber letztendlich arme Teufel, die am Gottverlassenen Ort mit schlechter Ausrüstung, die Schuhe zigfach geflickt und die Uniform zigfach gerissen und genäht. Die Gürtel haben noch den Stern mit Hammer und Sichel drinnen.
Mit ordentlich Ärger im Bauch radeln sich die ersten Kilometer ganz gut. Die spannendere Strecke, wäre wohl noch weiter an der afghanischen Grenze weiter, zwischen den beiden Ketten zum Zorkul-See und auf noch unsicherem Weg weiter zum Pamir-Highway.
Nach kurzer Zeit taucht ein Farbklecks in der Landschaft auf, ein Mensch am Wegesrand, entpuppt sich beim näher kommen als Radfahrer. Es ist der Tscheche Juri, er meinte, er wäre etwas langsamer unterwegs, und war mit den anderen Beiden in der Früh aufgebrochen, aber gleich sein eigenes Tempo gefahren. Er will direkt nach Alichur und nicht zum Yashikul, zu dem ich nun eine kleine Schleife machen will. Nach kurzer Unterhaltung und nachdem er nichts von mir braucht, fahre ich weiter. Es gibt nur kurze strärkere Steigungen, meist geht es eher sanft rauf. Im Tal finden sich noch teils bewohnte Häuser. Nach einiger Zeit taucht der erste See auf, kurz darauf der See vom Pass, an dem entlang es bis zur letzten Steigung geht. Runter ist dann wieder lustiger, wennglich teils steinig und auch eine kleine Sandebene ist zu durchfahren, in Gegenrichtung sicher mühsamer. Dennoch waren die Warnungen vor Sand etwas übertrieben.
Nach einem See gibt es eine kleine Gegensteigung, kurz darauf stehen zwei Radler am Wegesrand, es sind der Schweizer Reto, von dem mir die Kanadier schon in Khorog erzählt hatten und der Belgier Luc. Wir unterhalten uns und fahren jeder sein eigenes Tempo zusammen weiter, es ist ja schon späterer Nachmittag. Die beiden wollten eigentlich noch zum Yashikul, aber wollen am Asphalt nochmal dikutieren. Da ich kaum Wasser habe, muss ich aber auf jeden Fall dorthin, auch Reto geht es so, obwohl Luc nicht unbedingt noch das Stück fahren will. Also versuchen wir es zumindest bis Bulunkul. Beide haben eine fette Fotoausrüstung dabei, so dass es immer wieder kurze Stops gibt, da die Kamera jeweils aus der Lenkertasche raus muss. Da hhate ich es leichter, da die Kamera immer am Rücken baumelt. Endlich gelangen wir auf den asphaltierten Pamirhighway. Zum Abzweig nach Bulunkul geht es nochmal etwas rauf, dafür hat man eine wunderschöne Aussicht in die Ebene mit zwei Salzseen. Am Abzweig steht ein Kleinbus chinesischer Fabrikation mit Reifenpanne. Er ist randvoll mit Wodka und Zigaretten, die nach Murgab sollen. Eine Frau drückt uns noch ein kleines steinhartes Brot in die Hand, wir bedanken uns und fahren zügig weiter, da es eng mit der Schlafplatzsuche wird.
Es geht durch ein schönes engs Tal, leider ohne Wasser. Als die Ebene von Bulunkul kommt ziehen wir nach rechts Richtung See, der Untergrund und das flache Gefälle lassen ein richtig zügiges Fahren zu, das richtig Spass macht. Am Seeufer wird dann das Lager aufgeschlagen und noch etwas gekocht, es ist der bisher schönste Schlafplatz an einem einsamen See mit der Szenerie des Pamir, eine Hochebene eingerahmt von teils verschneiten Gipfeln.
Erst im Dunkeln geht es dann ins Bett, da ich dem Wasser nicht traue, setze ich zum ersten Mal auf der Tour den Filter ein, Reto hat einen Hängefilter, auch praktisch, aber langsamer. Luc ist auch für 4 Wochen unterwegs, aber sonst schon viel mit dem Rad unterwegs gewesen, fast 2 Jahre in den Amerikas, dann in Island, Norwegen etc. Wie ich ist er mit Baltic nach Dushanbe, ein bisschen vor mir zwar, hat dann aber das Taxi nach Khorog genommen, von Murghab will er über das Bartangtal zurück. Das würde mich zwar auch interessieren, aber ich fliege ja nicht von Dushanbe zurück. Reto hat mehr Zeit, nach seinem Wirtschaftsstudium will er ein Jahr oder bis das Geld zu Ende geht durch Asien touren. Reiseziel ist vor allem China und dann Indien und Nepal. Es ist seine erste längere Tour, aber von der Ausrüstung her fehlt sich nichts. Da er mehr Zeit hat kann er es auch gemütlicher angehen.
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